Viele wissen den Morgen einfach nicht zu schätzen. Stehen auf, sind muffelig und müffelig und gehen blind an alltäglichen (na fast) Schönheiten vorüber. Wenn man aus dem Haus tritt die frische Morgenluft richtig zur Kenntnis nehmen und sich nicht aufregen, dass man sich den Arsch abfriert. Der Morgen kann nichts dafür, dass Mode Priorität über Wärme geniesst. Augen öffnen. Unter einem im Tal ein riesiges, waberndes Meer aus Nebel, hinter den Ostschweizer Alpen geht die Sonne auf und bemalt die morgendlichen Schleierwolken in Millionen von Rot- und Goldtönen. An anderen Orten mag vielleicht diese Umgebung nicht ganz gegeben sein, aber da behilft man sich spontan wie in Frankreich. Brennende Autos machen auch schönes Rot an den Himmel.
Aber zurück zu unserem Morgen und zu einem Bus, den ich sonst nie nehme. Jetzt weiss ich auch warum. Seit heute Morgen habe ich den Beweis, dass Vogelgrippe auf den Menschen übertragen werden kann. Dass das darauf folgende Gegackere aber ausgerechnet in einem akustisch unidirektionalen Umfeld (Lärm geht nicht raus, aber es kommt welcher rein, was wie beim Treibhauseffekt für eine Konzentration sorgt) wie einem Bus stattfinden muss, das finde ich nicht korrekt. Es heisst zwar, man solle Hühner überdacht halten, aber Hühnergatter haben wenigstens GITTER, durch die Lärm entweichen kann. Nicht wie hier. Und wehe, verschiedene Googg-Googg-Fraktionen treffen aufeinander. Nebenbei frage ich mich, ob bei Teenagern heutzutage auch noch eine Stufe ZWISCHEN VivaMTV-Klingelton-gesteuerten Bulimiepüppchen und Playstation2-phlegmatisierten McDonalds-Kugeln existiert.
Blondie1 plaudert mit Blondie2, wobei Blondie1 sowas wie eine Leaderin zu sein scheint. Falls sich eine Leaderin durch Hüftbreite auszeichnen sollte, dann hätte sie gewonnen. Auf jeden Fall unterhalten sich die beiden gut bis zur nächsten Haltestelle, wo Brownie1 (mit neongelben Fingernägeln) einsteigt. Die umarmt Blondie1 und übernimmt sofort das Gespräch. Blondie2 ist leicht konsterniert und fühlt sich übergangen, was sich deutlich in ihrem Gesicht abzeichnet. Ihre Augen strahlen STIRB aus. Neben Blondie2 dreht sich Mützchen1 um und zupft Brownie1 am Ärmel. Die freut sich und grüsst überschwenglich an Blondie2 vorbei und lässt selbige ganz gezielt aus ihrem Bewusstseinsraster plumpsen. Blondie2 kriegt für einen Teenie schon ziemlich abgefeimte Gesichtszüge und ihre Augen sagen STIRB DU SCHLAMPE. Das fröhliche Gegacker unter den anderen blubberte munter weiter und jetzt kam dieses Lippenkauen dazu und die Spannung näherte sich dem schwelenden, gärenden Höhepunkt. Und PENG sind wir an der Endstation und müssen aussteigen. F…! Genau jetzt! Wie weiss ich jetzt, ob sie sich gegenseitig die Augen ausgekratzt haben? Ist ja nicht so, dass es wie bei einer Soap morgen früh weiter geht. Nachteil. Aber wenigstens sass ich hier (im Gegensatz zur ARD-Werbung) tatsächlich in der ersten Reihe.
Ich will die neuen Chiquita-Werbespots mit den Fröschen haben. Weiss jemand wo gibt?
Nachdem Coke mit der Vanilla Edition ja doch einen ziemlich dunklen Punkt auf meiner Geschmacksweste hinterlassen hat und sich Pepsi (was ich eigentlich nie anfasse) mit der Twist-Edition einen regelmässigen Platz in meinem Kühlschrank erobert hat, ist es an der Zeit, einen neuen Blick auf die aktuellen (oder re-aktualisierten) Produkte zu werfen. Dabei treten in den Ring: Cherry Coke in der relaunchten Ausgabe in schwarzer Dose und Pepsi Cappuccino. WAS? Ja, genau, das dachte ich mir auch. Ebenfalls im Ring: ich. Leider nicht als Schiedsrichter, sondern wohl als derjenge, der von beiden Opponenten eines af und ins Maul bekommt. Nun denn.
Das Dosenöffnen als solches ist noch kein neues Erlebnis und das Knack-Zisch ist handelsüblich. Die Nase sagt, zwischen dem Kohlnsäurekribbeln hängt ein Duft dieser eingelegten Kunstkirschen, die als Billigdeko auf Altersheimkuchen eingesetzt werden. Der Geschmack ist der gleiche wie vor vielen Jahren, als Cherry Coke das erste Mal rauskam: süss wie sau. Die Dose stand aber fünf Stunden im Kühlschrank. Also müsste das Gebräu bei subtiler annäherung an Zimmertemperatur ein Gefühl erwecken, als ob einem die Mundhöhle mit Flüssigzucker ausgeschäumt wurde. Kirsche. Kirsche. Naja, was im Lebensmittelchemiesektor halt unter Kirsche verstanden wird. Da schmeckt sogar die künstlich gesüsste Kirschmarmelade mehr danach. Vergleichbar mit den ganz billigen Bonbons vom Kiosk nur mit Kohlensäure und flüssig. Ich traue mich kaum zu rülpsen, da quillt mir sicher eine grosse Zuckerblase aus dem Mund, zerplatzt und schliesst meinen Kopf luftdicht ab. Der Abgang ist zwar auch süss und chemisch, aber erstaunlicherweise noch erträglicher als Vanilla Coke. Trotzdem werde ich frühestens beim Relaunch in zehn Jahren wieder einen Versuch machen, das gut zu finden.
Bevor ich zu Pepsi übergehe, brauche ich eine geschmacksneutrale Pause.
*PAUSE*
Okay, weiter geht’s…
Weil es neu ist, kommt Pepsi in ein Glas. Es bildet sich wie beim Cappuccino ein Schaum, allerdings verflüchtigt sich der so schnell, dass gar keine Zeit ist, Schokopulver drauf zu streuseln. Es riecht wie… wie… Mist. Nein, falsch, es riecht nicht wie Mist, es ist Mist, dass ich den Geruch nicht zuordnen kann. Ich hab das schon mal gerochen. Erinnert mich an die Herbstmesse, wenn zwischen den Ständen zigtausende Gerüche zusammenkommen. Hat was von Magenbrot. Zuckrig. Es erinnert sehr entfernt an Cola, aber nicht an Kaffee oder Cappu. Nun, bleibt wohl nichts anderes, als einen Schluck zu nehmen. Hm. Hmhm. Hat etwas von abgestandenem Schokomilchshake. Es überzieht die Zunge mit einem süssen Film von karamelisiertem Zuckerkonzentrat, das mit künstlichem Schokoladengeschmack unterlegt wurde. Himmelarsch. Nebenbei scheint sich beim Eingiessen die Kohlensäure total zu verflüchtigen, damit auch keine Spur von Pepp oder Fizzle erhalten bleibt, das könnte die Sache gar am Ende noch etwas rausheben, aber… Meine Güte. Früher hab ich gesagt, wenn man Coke drei Tage lang offen stehen lässt, bekommt man Pepsi. Das war ein Scherz. Bis heute. Aber es gibt bestimmt einen Zweck für dieses Getränk. Abbeizen. Unkraut vernichten. kekse verarschen. Zumindest letzteres hat geklappt. Wo ist meine Zahnbürste?
Letzten Sonntag stand der Besuch der alljährlichen Herbstmesse in Basel auf dem Programm. Dort gehe ich grundsätzlich gerne hin, unter anderem deshalb, weil ich dort mit ziemlicher Sicherheit Zuckerwatte bekomme. Zugegebenen, dieses Jahr war das nur das Zweitbeste an der Messe, aber immerhin. Interessante Eindrücke bekam ich auf den Weg, was mir schon nach der Ankunft am Bahnhof aufgefallen war. Zwei verschiedengeschlechtliche Securityleute schlenderten an mir vorbei und dort stellte ich fest, dass Mann und Frau identische Uniformen und Schuhe und Gürtel und und und trugen, aber: Nur der Mann trug einen Schlagstock. Warum ist das so? Ist das wieder die im letzten Eintrag angesprochene genetische Programmierung? Typischerweise fielen mir bei Frauen und Schlagstöcken allerdings erst (jaaa, ich geb es zu, ich bin ein Schwein) eher schlüpfrige Verwendungsmöglichkeiten ein. Aber, und das sollte ich erst später feststellen, möglicherweise lag ich da gar nicht SO falsch.
Ein paar Viertelstunden später passierten wir nämlich eine Polizeiwache und bisher war die Farbe, die ich mit Polizei in Verbindung brachte, entweder grün oder blau. Die Polizei in basel aber hat eine ROTE Laterne. Nun, daraus lassen sich verschiedene Schlüsse ziehen. Flexible Arbeitsplatzgestaltung. Handschellen und Schlagstöcke können bei Verhaftungen ebenso wie bei Tabledancing durchaus variabel eingesetzt werden. Wenn jemand unartig war und sich stellt, wird nicht nur ein Bericht aufgenommen, sondern auch gleich noch präjustiziär mit der Gerte ein Muster auf den blanken Arsch gefizzt. Erlebnissadomasie. Auf Distanz zeigt nachts die dunkle Laterne den bestrafungsbegierigen Sündern an, wo ihnen geholfen wird. Interessantes Geschäftsmodell für sonst nicht sooo beliebte Beamte. Deshalb war das mit dem Schlagstock gar nicht zu weit hergeholt. Der steckte dann statt im Halfter möglicherweise in einem Kunden. Und da würde ich doch als zukünftig zu Verprügelnder doch darum bitten, dass zuerst gereinigt wird.
Was für Frauen Handtaschen, das sind für Männer Spielsachen. Dingsbumsis. Kleine (oder auch grössere) Sächelchen, meistens (aber nicht immer zwingend) aus dem technischen Bereich. Keine Notwendigkeiten, sondern eben Dinge, die man einfach BRAUCHT. Nicht ein banales technisches Gerät, mit dem man beispielsweise telefonieren kann, sondern dermassen erweitert, dass das Handbuch dazu die Ausmasse der Gesamtausgabe Telefonbuch Stadt New York besitzt. Das ein richtiger Mann natürlich nie und nimmer lesen würde, schliesslich hat ein MANN das im genetischen Grundprogramm. Wie der Cro Magnich anno dazumals schon. Früher tat selbiger, wenn etwas nicht funktionierte (Mammut, Feuer, Ehefrau), nichts anderes, als einfach mal drauf hauen. Was macht Mann heute, wenn der Computer oder das Auto oder die Ehefrau streikt? Er haut mal drauf. Also wozu Bedienungsanleitungen?
Diese Gerätschaften, die eigentlich rein zur Beschäftigung des Mannes dienen und ihn von anderen Dingen abhalten (Krieg führen, am Sack kratzen, auf Frauen hauen) sollen, werden heutzutage „Gadgets“ genannt. Mann braucht sie nicht, mann WILL sie. Warum, weiss er meisten nicht so genau, aber das wissen Frauen bei Schuhen, Taschen, Klamotten, etc. auch nicht, weswegen wir aus fairnesstechnischen Gründen das unter den von der Frau gewollten Designertisch fallen lassen. Dem Mann hätte ein Holzbrett auf einigen Bierkisten gereicht, denn dann wäre mehr Geld für Gäddschätts übrig geblieben. Die sind ja nicht billig. Ähnlich wie der pawlowsche Hund (Glocke = sabbern) wird der Mann durch gewisse Schlüsselreize gesteuert. Bei mir ist das zum Beispiel dieses kreisförmige Ding im Mediamarkt-Logo.
Beim Anblick desselben fängt sich das auf unheimliche Art und weise zu drehen und Stimmen sprechen aus meinem kopf zu mir. Zehn Sekunden später stehe ich im Laden und habe irgendwas in der Hand und die Frage im vorderen Stirnlappen „Brauche ich das?“. Natürlich nicht. Das heisst aber nicht, dass ich es nicht trotzdem in mein Körbchen packe, schliesslich ist das doch durchaus eine optimale Erweiterung meines bestehenden Gerätepools. Man muss schliesslich auf Eventualitäten vorbereitet sein. Man kann nie wissen. Habe jetzt einen neuen MP3-Player. Eigentlich hätte ich ja noch einen, aber der hat eine Macke an der Festplatte. Den müsste ich aber zur Reparatur einsenden, wozu ich aber die Kaufquittung bräuchte, die ich aber wiederum zu faul zum Suchen bin. Ergo.. halt, nein, ich hab eine bessere Begründung: EIN MP3-Player mit Memorystick ist NÖTIG fürs Training. Da wird die Festplatte im andern sonst zu fest geschüttelt. Also BRAUCHE ich den.
Zuhause befinden sich derzeit auch verschiedenste Hilfsmittel, um meine ganze Computerinfrastruktur zu optimieren, mit Wireless noch praktischer einzurichten und überhaupt alles ganz schön zu gestalten, weil keine Kabel und überhaupt. Aber der Drang fehlt. Also nicht DER Drang, sondern wenn’s mal da ist, dann bin ich wohl irgendwie zu faul… nein, falsch, meine Prioritäten verlagern sich spontan auf etwas anderes. Ich sollte Gadgets aus dem nicht technischen Bereich bevorzugen. Dazu habe ich nämlich auch etwas entdeckt. Einige dürften den Spot von Blaupunkt schon kennen, für die anderen HIER der Clip. Die beiden Hauptdarsteller, Benny und Bunny gibt es jetzt auch als Plüschviecher. Zum situativen Nachstellen. Das wäre dann ein Kaufen, Mitnehmen und Auspacken, ohne dass man noch Handbücher lesen muss. Cool. Fast wie Schuhe. Und nein, ich hab die beiden NICHT gekauft. NOCH nicht.
„Saturn ist in Konflikt mit Ihrem Geburtsstern Mond : Sie zeigen sich besorgt, da Sie Angst haben, alleine leben zu müssen.“
Sagt eine Tageshoroskopseite über mich. Da steht auch, dass ich zwar powere und mein Intellekt und mein Glück auf dem Höhepunkt sind, aber in Bezug auf Sensibilität und Gefühl völlig unten durch bin. Nun ja, das kommt vielleicht daher, dass mir auf Kekspackungen suggeriert wird, ich wäre nur zu zweit ein Ganzes. Duo-Keks. Dabei, wenn ein Teil fehlt, dann liegt doch meine Schokoladenseite offen. Bloss liegt niemand drauf, das stimmt. Nun gut, Es gibt ja mehr als ein Tageshoroskop, vielleicht sagt mir ein anderes ja genaueres.
Dabei stelle ich fest, dass tatsächlich etwas dran sein muss, dass wir aus den Sternen alle etwas über uns lesen können und es immer wieder stimmt, denn egal, ob ich bei Yahoo, Antenne Bayern, Pro7, Brigitte oder noch ein paar anderen nachschlage, alle schreiben das Gleiche. Also schauen DOCH alle in dieselben Sterne. Und die sagen heute:
„Je früher Sie an die Arbeit gehen, desto eher dürfen Sie Feierabend machen und private, vor allem aber gesellige Interessen pflegen. Denn dies ist einer jener Tage, die sich abwechslungsreich und anregend gestalten und einfach Spass machen. Aber, wie erwähnt, Ihr berufliches Pensum sollten Sie darüber natürlich nicht schleifen lassen.“
Nun, ich war heute um sieben im Büro, dank Bereitschaft beschränkt sich mein geselliges Leben auf Mails und Instant Messenger und mit früh Feierabend machen ist auch nichts zu wollen. Anscheinend verwenden hier alle ein identisches Teleskop und das hat einen Sprung in der Linse.
Berlin Life trifft es da schon besser, die haben erkannt, dass ich heute improvisieren muss (Sitzungen schieben, Projekte umgestalten, Leute zusammen sammeln für spontane Aufträge). Passt also. Ich sei körperlich angeschlagener als sonst (bingo, nach einer Woche Grippe auch keine Kunst) und solle mir eine Wohlfühloase schaffen (frisch gepresster Grapefruitsaft, mjam) und ich solle mich nicht mit Sport unter Druck setzen. Das hingegen hätte ich heute früh VOR der Physiotherapie wissen sollen, würde mir morgigen Muskelkater ersparen. Erstaunlich, wo man noch alles Muskeln findet. Meine Schicksal macht Kurven und ich solle ein klärendes Gespräch führen. Sagt leider nicht, mit wem. Aber dass sich dadurch am Ende alles zum Guten wendet. Was allerdings sehr subjektiv gewertet werden kann.
Noch ein Versuch: „Heute geht es Ihnen ausgezeichnet“. Drum sagen mir wohl auch alle, ich sähe aus wie ein Sack Weissmehl. „Sie sind einfühlsam und charmant und strahlen ein Selbstbewusstsein aus, das anderen Sympathie signalisiert und Vertrauen erweckt.“ Na aber da sind wir doch am Schleimen! Das sollen jetzt aber ein paar Leute mal merken, ja? Und darauf reagieren, alles klar? Ja, genau du da. So geht es weiter als durchwegs postive Beschreibung meines Tages, der nur einmal im Jahr kommt. Super. Ist der Rest also gelaufen. Allerdings, wenn ich jetzt eine Reaktion hierauf bekomme, dann wer weiss, dann ach egal. Aber nach dem Text geht’s mir schon fast gut. Ich bin dankbar. Steht da, ich solle das sein. Es hätte positive Folgen.
Noch in einem steht geschrieben, ich sei megakreativ und voller Ideen. Stimmt! Ich bin nur zu faul, um mich hinzusetzen. “ Ihre Vorstellungskraft ist allgemein sehr gesteigert, und so können Sie Ideen erfassen, die Ihnen sonst nicht zugänglich sind. Wenn diese Vorstellungskraft überhandnimmt, kann sie jedoch leicht zur Illusion werden“. Kenn ich. Vermeide ich gezielt. Behaupte ich mir selber gegenüber zumindest, bin schliesslich sehr kreativ beim Vorgaukeln. Nun erfahre ich an EINEM Tag so viel über mich, es ist erschreckend. Einige der Angaben sind sogar tatsächlich auf meinen Geburtstag ausgerechnet. Nun bin ich aber doch gespannt, wie sich das jetzt im weiteren Verlauf des Tages noch entwickelt. Mindestens einen Punkt werde ich aber beherzigen: „Wenn es Ihnen jetzt schwerfällt, anderen Leuten gegenüber ehrlich zu bleiben, sagen Sie lieber gar nichts“. Genau. Wenn ich nämlich ehrlich wäre, bekäme ich Schläge oder mein Gegenüber einen Heulkrampf. Heute bleibe ich friedlich. Ausser ich würde noch ein Horoskop finden, in dem etwas anderes steht.
Der keks steht vorn am Bühnenrand, macht wüste Gesten mit der Hand.




Am Freitag war ja noch was. Das Konzert von The Mission, das ich noch nachholen musste, weil mir das letzte jemand versaut hat. Nach nunmehr siebzahn Jahren also der Versuch, endlich ein Ziel zu erreichen. Nachmittags also ab und den Zug schnappen und nach Bern tuckern. Zuerst habe ich noch zwei Kollegen aus betreffendem Kanton gefragt, ob sie mir ein Medikament empfehlen könnten, das mich genug runterbremst, damit mich auch Berner verstehen können. Darauf wurde ich mit Erdnüssen beworfen, was mich wiederum an Schimpansen im Zoo erinnerte, die mit Nüssen nach Besuchern werfen. Egal. Aber die haben halt nun so einen Dialekt.
Also nach Bern und ab ins Hotel. Das hiess sinnigerweise Hotel Bern. Wenigstens nicht Hirschen. Im Zug bin ich schon fast weggedöst, also habe ich zuerst das Bett ausprobiert. Falsch, zuerst habe ich das Schokoladenherz vom Kopfkissen weggefressen und danach habe ich mich ausgebreitet und war sofort weg. Auch falsch, zuerst hatte ich den Wecker gestellt und dann. Hat gut getan. Eineinhalb Stunden später bin ich weckerlos aufgewacht und war fit wie ein Turnschuh. Nein, auch falsch. Naja, sagen wir Freizeitschuh. Wenn ich nun an einen Ort komme, der mir essensmässig unvertraut ist und ich habe danach noch etwas Wichtiges vor, dann riskiere ich keine Zwiebelattacke und gehe zu MäcDoof. War ich schon länger nicht mehr und überhaupt kann Globalisierung durchaus auch Vorteile haben. Ich bekomme auf der ganzen Welt bestimmt immer etwas Sicheres zu essen. Keine spezielle Gewürzmischung an den Pommes. Diesmal nur ultrazuviel Salz. Atlantik komprimiert auf eine Tüte. Konnte aber nicht an meiner Stimmung rütteln.
Zu Fuss dann los zum Bierhübeli (heisst tatsächlich so), an der Garderobe Jacke abgeben, das Mädel anstrahlen. Ein T-Shirt kaufen bei einer rothaarig gezopften Lack- und Lederbraut mit gepushupten Verkaufsargumentsverstärkern. Grinsen nicht verkneifen können. Zurück zur Garderobe und T-Shirt in Jacke stopfen lassen. Mädel anstrahlen. Ab zur Bar und ein Kinley bestellen und ich bekomm einfach mein Strahlen nicht aus der Fresse, dafür dass es ein düsteres Konzert ist ziemlich unpassend. Aber nicht so unpassend wie einige der anderen Besucher. Um es kurz zu machen, das Konzert war geil und ich stand tatsächlich am Bühnenrand. Ganz vorne. Und einen halben Meter hinter mir konsequente Mitgröler (je länger das Konzert, desto lauter und falscher und in totaler Unkenntnis der Lyrics). Die hätten irgendwann auch fast eine Prügelei angefangen, weil ein Bully seine Lady gegen Pogotänzer schützen wollte. The Mission ist nicht zum pogen geeignet, auch wenn Shades of Green in einer Speedversion gespielt wurde. Berner sind ein seltsames Völkchen. Besonders der Krawattenträger, der sich wohl im Büro entschieden hat, einen auf Böse zu machen. Der ging mir aber nur deswegen nicht weiter auf den Sack, weil er wie fast alle anderen hinter mir stand. Ausser dem Halbtaktklatscher neben mir, der das Rhythmusgefühl eines Spechts nach einem halben Kilo gärender Kirschen hatte.
Danach ging dann noch Party los. Genehmigte mir dann noch einen Vodka, habe mich gewundert, dass der Light Engineer kein fetter Bärtiger, sondern eine dralle Blondine mit High Heels und einer Art Strapsschnürstiefeln war. Ungewöhnlich. Nur die kettenrauchende DJane mit null Skills ausser ein paar zufällig geglückten Klassikerauflegern störte. Da reifte wohl auch in mir der Wunsch, endlich mein Musikzimmer fertigzustellen, um mein DJing wieder aufzunehmen. Wenn man mit keinem Können öffentlich auftreten darf, warum dann nicht mit wenig Können? Insofern ist viel passiert und ich kann das Weekend durchaus mit einem Prädikat „gelungen“ versehen, was jetzt nicht nur rein auf den Freitag bezogen ist. Aber das mögen andere Leute vielleicht anders beurteilen, ich weiss ja nicht, wie der Rest der Menschheit die Tage verbracht hat. Aber ich fand’s voll gut. Zeigt doch immer wieder, dass gut Ding Weile haben will.
???
Aus aktuellem Anlass, nämlich der Betrachtung des aktuellsten Batman-Films fiel mir ein alter Bösewicht wieder ein, der Riddler. Und das motivierte mich, auch mal etwas in die Richtung zu machen, also:
Kein Atlas, keine Karte, kennt den Punkt, auf den ich meinen Fuss gesetzt
Wie ein and’rer Reisender zuvor, doch sein entdecktes Land der kleinen Wesen
Trug einen Namen, heute noch verbreitet, und der Mann der ihn dort ausgesetzt
Führt‘ die Feder wie ein Schwert und war zeitlebens sehr belesen
Entdecker, Reisende, Führer ganzer Flotten, reisten zu unbekannten Weiten
Von Naturschauspielen erzählten sie, von Tieren wie eine Sonnenfinsternis
Zerbrechlich zart wie Nymphen, die über Wiesen tanzen, springen, schreiten
Wer erkennt, was hier zusammenpasst, dem ist die Lösung schon gewiss
Wer glaubt zu wissen wo ich stehe, der möge mir das an kekslog at gmx dot ch MAILEN. Nicht in die Kommentare bitte.
Szene an der Vorverkaufskasse:
keks: „Stimmt es, dass das Simple Minds-Konzert im März ausverkauft ist?“
Frau1: „Ja, die gingen schnell weg.“
keks: „Das Zusatzkonzert auch?“
Frau2: „Wollen Sie eins?“
keks: „Fürs Zusatz?“
Frau1: „Nein, für Zürich.“
Frau2: „Wollen Sie eins?“
keks: „???“
Frau2: „Eins hätt‘ ich noch.“
keks: *sabber*
Und da soll noch einer sagen, es gibt keine guten Momente mehr.
Am Samstag wollte ich spontan raus an die Luft, in die Stadt, in den Jubeltrubel, mich in der ausklingenden Herbstwärme an den See setzen und an einem flüssigen Irgendwas nippen. Bloss, der Bus blieb aus. Kam nicht. Blick auf Uhr. Blick auf Fahrplan. Aha, zu früh. Aber jetzt müsste er kommen. Tat er nicht. Blick auf Uhr. Blick auf Fahrplan. Doch, müsste eigentlich, tat er aber nicht. Naja, was soll’s, kann ja zu spät sein. Blick auf Uhr. Blick auf Fahrplan. Aber fünf Minuten an einem Samstag Abend? Unwahrscheinlich. Ja, ich weiss, klingt nach wenig, aber in der Schweiz ist eine fünfminütige Verspätung sehr ungewöhnlich. Blick auf Uhr. Blick auf Fahrplan. Zehn Minuten. Das wollte jetzt ums Verrecken dramatische Ausmasse annehmen. Im Gegensatz zu anderen Menschen bin ICH nicht zu doof, um einen Fahrplan zu lesen, der nur aus vier Ziffern besteht (nicht wie bei Datumsangaben, jaja). Nach einer Viertelstunde bin ich zurück nach Hause und dabei fiel mein Blick in die Richtung aus der eigentlich der Bus hätte nahen sollen und da wurde es mir klar.
Der Bus lag da unten im Wald auf dem Rücken, umgeschubst von einem Hirsch. Das Umwerfen von A-Klassen war nur ein Testlauf einer ihrer Untergruppen, um zu testen, ob sie sich an Grösseres wagen könnten, wie zum Beispiel die Übernahme der Weltherrschaft. Man könnte jetzt anführen, dass Hirsche nicht verbreitet genug sind, dass da Hunde, Katzen, Vögel besser geeignet wären. Nur theoretisch. Hitchcock hat die Vögel schon vor Jahren demaskiert und sie werden seitdem argwöhnisch beäugt. Wir denken zwar bei sehr engen menschlichen Kontakten gern mal an sie, aber sie werden nicht an die Macht kommen. Katzen sind zu egozentrisch, divenhaft, die rudeln sich nicht zusammen. Hunde sind einfach zu doof. Mensch, wir übernehmen die Hundschaft, wirf deine Waffe weg! Und wenn der Mansch dann seine Knarre wirft, rennt Hundchen und apportiert. Diese Rasse hat die Macht nicht verdient. Aber Hirsche haben etwas edles. Kraft. Eleganz. Ein imposantes Geweih. Ohne „Pimp my Horn“. So edel, dass man sie nur einmal pro Jahr auf den Teller bekommt.
Unbemerkt haben sie sich breit gemacht. Treten in verschiedenen Formen auf, wie im Norden als Elche (und somit in jedem IKEA-Shop als Plüschvieh zur Unterwanderung der Kinderzimmer). Deutsche Wohn- und Schlafzimmer sind seit Jahrzehnten als hirschisches Bollwerk in Beschlag genommen worden. Dann diese Köpfe an der Wand… Bewegen sich da nicht die Augen, wenn man vorbei geht? Um uns in Sicherheit zu wiegen, haben sich sogar zwei Hirschköpfe in der Werbung breit gemacht, als harmloser Partygag in einer Kneipe. Alles Beschiss, die untersuchen unsere Gewohnheiten und Schwachpunkte. Und irgendwann schlagen sie zu. Siehe Beispiel Bus. Das tragische Ausmass wird einem erst bewusst, wenn man nachforscht und feststellt, dass es Hirsche in Hasengrösse gibt. Ach was bist du aber auch ein süsser kleiner… ABSTECH! Ein Gerücht besagt, sie würden sich jetzt sogar als Eichhörnchen tarnen. NOCH putziger. NOCH gefährlicher. Aber nein, alle fanden Bambi putzig. Seht ihr es denn nicht? Überall sind sie. Arschgeweihe noch und nöcher, muss ich noch mehr sagen? Ich glaube nicht. Ich werde mir jetzt das AntiHirschSpray holen, die Schrecktröte und in den Keller schleichen. Eventuell habe ich noch etwas Hirschpfeffer im Gefrierschrank. Entweder er oder ich.
Nachtrag:
Ich habe es doch gewusst! Am Tag nach meinem Eintrag in einer der verbreitetsten Tageszeitungen der Schweiz dieser TV Tipp. Ja kann man es denn NOCH offensichtlicher machen? Hm? HM? Unheimlich wird es mir da. Kalt. Nicht nur, weil meine Physiotin, über die ich kürzlich hergezogen bin, extra kalte Hände vorbereitet hat. Und gelesen? Heilig. Jetzt übernehmen die auch noch die Kirche. Und die Götter der anderen Religionen gleich mit. Sogar das baldige Weihnachtsfest wird durch Rentiere unterwandert. Unheimlich.