Pimp my Märchenstunde, Season 1

Rückblickend gesehen waren die Erzählungen von damals ganz schön grimmig. Soweit ich mich erinnern kann, sogar sehr blutrünstig und moralgeschwängert. Eigentlich ideal als Hollywood-Material, wären da nicht auch noch unterschwellige sexuelle Andeutungen. Da haben die da drüben eher ein gestörtes Verhältnis. Zudem müsste alles in die Neuzeit verlegt werden, weil Mittelalter und Umgebung keine Gelegenheit für Product Placement bieten. Inspiriert durch eine Prinzessin aus 1001 Nacht, vergreife ich mich einmal mehr im Ton und an Märchen. Einer muss es ja tun. Wobei ich mich erst ums Pre-Pimping kümmern muss. Sachte Vorgehensweise, um Märchen realitätstauglicher zu machen. Ich picke mir mal ein paar Beispiele aus den Geschichten und zeige sie so, wie sie heute tatsächlich sein würden. Könnten. Müssten. Einleitend zur besseren Verknüpfung Auszüge der Originaltexte.

Beispiel Schneewittchen 1: Es war eine schöne Frau, aber sie war stolz und übermütig und konnte nicht leiden, daß sie an Schönheit von jemand sollte übertroffen werden. Sie hatte einen wunderbaren Spiegel; wenn sie vor den trat und sich darin beschaute, sprach sie:
„Spieglein, Spieglein an der Wand,
Wirkt mein Hintern fett in diesem Gewand?“

Beispiel Schneewittchen 2: Es war eine schöne Frau, aber sie war stolz und übermütig und konnte nicht leiden, daß sie an Schönheit von jemand sollte übertroffen werden. Sie hatte einen wunderbaren Spiegel; wenn sie vor den trat und sich darin beschaute, sprach sie:
„Spieglein, Spieglein an der Wand,
Wer ist die Schönste im ganzen Land?“
So antwortete der Spiegel:
„Schwerer Ausnahmefehler an Adresse 00EC67:99WQ43. Bitte kontaktieren Sie den Administrator oder starten Sie das System neu.“

Zwischendurch gefragt: Wie fanden eigentlich die ganzen Königssöhne immer zu ihrem Ziel? Waren die zufällig dort und stolperten über verwunschene Prinzessinen? Touristentour mit dem Billigguide von der Strassenecke, wie sie in Hollywood stehen? House of the Stars! Places of interest and sleeping Beauties. Küssen Sie eine Prinzessin, nur ein Märchendollar. Wenn sie aufwacht, dürfen Sie sie behalten. Hatte Dornröschen ein Schild um den Hals: „Vorsicht, hundertjähriger Mundgeruch“?

Beispiel Dornröschen: Da ging er noch weiter, und alles war so still, daß einer seinen Atem hören konnte, und endlich kam er zu dem Turm und öffnete die Türe zu der kleinen Stube, in welcher Dornröschen schlief. Da lag es und war so schön, daß er die Augen nicht abwenden konnte, und er bückte sich und gab ihm einen Kuss. Wie er es mit dem Kuss berührt hatte, erklang eine Stimme: „Der von Ihnen geküsste Teilnehmer ist zur Zeit nicht verfügbar. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton!“

Beispiel Rotkäppchen 1: „Ei, Grossmutter, was hast du für grosse Augen!“ „Dass ich den Pornokanal besser sehen kann, der Fernseher steht zu weit weg!“

Beispiel Rotkäppchen 2: Da waren alle drei vergnügt; der Jäger zog dem Wolf den Pelz ab und wollte damit heimgehen, doch stellten sich ihm Mitarbeiter von PETA in den Weg auf deren Schildern „Pelztragen Gewissensfrage“ geschrieben war.
Indes trank die Grossmutter den Wein und verführte Rotkäppchen zum Alkoholismus. Auf dem Heimweg war dieses dann so müde, dass es sich hinlegen musste und sein Käppchen an den Laternenmast hängte. Als dann das Licht anging, entstand der erste Rotlichtbezirk. So schell geht das.

Beispiel Aschenputtel: Am andern Tag, als das Fest von neuem anhub und die Eltern und Stiefschwestern wieder fort waren, ging Aschenputtel zu dem Haselbaum und sprach:
„Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,
wirf Gold und Silber über mich.“
Und der Baum rüttelte und schüttelte sich und sagte: „Yo Bitch, shake ya booty!“ und liess tonnenschwere Pimp-Ketten auf Aschenputtel regnen und erschlug sie damit. Deshalb auch in Season 2:
Wir pimpen uns eine Prinzessin.

Aktuell im Ohr: Xzibit – Beware Of Us

Leise pieselt das Reh

Back to Business. Ich werde hier schliesslich nicht für Nachdenken nicht bezahlt. Eher für Beleidigungen und sonstige verbale Entgleisungen. Als Einstieg ein Bildchen, was mir letztens zugetragen wurde und nachweislich NICHT von mir stammt. Ist aber ein guter Einstieg.

Ansonsten freu ich mich über den Wintereinzug, ich trag ja gerne Winteraufzug. Gibt es etwas Netteres als triefende Nasen, das mitgelieferte Gerotze, weil der Naseninhaber die klammen Hände tief in den Jackentaschen vergraben hat. Auch wenn die Hände sich aus der Jacke bewegen würden, dann könnten sie vor lauter Klämme das Tempo auch nicht korrekt entfalten. Jeans sind auch völlig ungeeignet im Winter, die sind beim ersten Windzug durchgefrostet. Wenn sie nass sind trocknen sie ewig nicht, was sollen die blöden Teile eigentlich ausser bei einigen Menschen einen geilen Arsch machen? Hm. Vergesst die Frage. Übrigens, Jeans spricht man Tschiins. Mir ist nicht ganz klar, warum es in Deutschland Jeansläden gibt, die Yeans heissen. Mir war bis vor Kurzem, es gäbe einen Unterschied zwischen Y und J. Aber das ist nur meine Meinung.

Apropos Meinung: Mir ist zu kalt. Ja, jetzt schon. Zur Feier der Jahreszeit schenke ich euch allen einen Schokonikolaus. Virtuell. Den könnt ihr euch reinschieben, wo es euch am Wohlsten ist. Ich schreibe niemandem vor, wie er/sie Schokolade zu sich nehmen soll. Es gibt Leute, die tunken sowas in den Kaffee und lassen den Schokolaus da reinschmelzen. Ging mir geschmacklich allerdings am Arsch vorbei. Apropos Arsch: Mir fiel eben ein Blind Date letzten Sommer ein und da hat mich mein gegenüber doch nach dem Essen tatsächlich auf ihre Hämorrhoiden hingewiesen. Eine Bitte: Sollte ich mich mit jemandem, die das hier liest einmal treffen und die findet mich doof, dann kann man das auch anders sagen. „Das wird nichts“ oder etwas in der Art. Das würde ich verstehen. Gut, erster Vorschlag verfehlt seinen Zweck auch nicht, aber möglicherweise war das ja so auch gar nicht gedacht. Falls ja, es gibt noch eine härtere Variante: In dem Augenblick, wo er sein Dressing über den Salat giesst, die Bemerkung fallen lassen: „Oh, das erinnert mich, dass ich noch etwas gegen Ausfluss kaufen muss“. Den seid ihr los. Bestimmt. So, ich glaube, zur Einstimmung auf die Adventszeit war das ein Anfang. Ich freu mich schon auf Weihnachten.

Aktuell im Ohr: Faithless – Insomnia 2005

Der erste Schnee

Tatsächlich, von Freitag auf Samstag hat es bis zu uns runter geschneit und es ist liegen geblieben. Nur auf den Wiesen zwar, aber immerhin, es war weiss am Morgen, Puderzucker auf dem Landschaftskuchen. Die fallenden Blätter der letzten Wochen waren auch schon ein Hinweis darauf, dass sich das Jahr dem Ende nähert, aber jetzt ist es wohl offiziell, dass es einwintert. Man muss sich damit abfinden, dass geplante Aktivitäten wie Freibad, Rollschuhlaufen oder Parkbanksitzen, die man sich zwar vorgenommen, aber nicht durchgeführt hat, besser auf nächstes Jahr verschoben werden sollten. Jaja, mach ich noch, ist ja noch ein paar Wochen warm. Platsch. Schnee. Enden können unerwarteter eintreffen als man denkt. Man nimmt sich etwas vor, man plant und dann kommt alles anders, weil einem plötzlich die Zeit oder das Wetter fehlt. Warum tut man es nicht einfach? Keine Zeit? Kein Mut? Man schreibt es in den Kalender und schiebt und schiebt es weiter, weil irgendwann kommt schon der richtige Zeitpunkt. Aber wie erkennt man den richtigen Zeitpunkt? Was ist, wenn es plötzlich keine Zeitpunkte mehr gibt? Steht man an der Himmelspforte und Petrus guckt uns an und sagt: „Du kannst rein, aber deine hundertseitige To-Do-Liste bleibt draussen“.

Gut, es muss ja nicht gleich da rauf gehen (oder runter), aber wissen wir es? Andere Menschen setzen sich in eine Bar und starren in ein halb leeres Bierglas (in DEM Moment ist es NICHT halb voll) und melancholisieren vor sich hin. Ich lass es an euch aus, aber da müsst ihr jetzt durch. Also, warum? Verpassen wir da nicht möglicherweise etwas Grandioses, wenn wir rausschieben? Ich habe letzten Silvester eine Wette abgeschlossen, dass dieses Jahr mein erster Roman fertig wird und ich habe diese Woche bekannt gegeben, dass die Wette als verloren gelten wird, weil ich nicht fertig werde. Nicht, dass ich es nicht gekonnt hätte, ich habe es rumgeschubst. Ich weiss nicht warum. Angst? Angst, dass das Buch tatsächlich beendet wird und veröffentlicht wird? Dann stelle ich fest, dass ich mich dem öffentlichen Vergleich stellen muss, Kritiken einstecken muss, mit denen ich nicht umgehen kann. Keiner ausser ein paar Hardcorelesern kauft es. Es wird zerrissen. Es wird gelobt. Es wird überhaupt nicht beachtet. Es steht in einem Regal und es kommt an.

Ist es das, wovor ich Angst habe? Dass etwas GUT wird? Zeitweise kommt es mir so vor, dass wir inzwischen so gedrillt sind, dass wir mit Glück gar nicht richtig umgehen können. Einfach hinnehmen können, wenn es nicht beschissen läuft. Oder erwarten wir zuviel? Von uns? Von anderen? Ist ein Ding vielleicht einfach das, was es ist, wir hätten es aber gerne MEHR und machen es dadurch kaputt? Müssen wir uns erst darüber klar werden, was wir eigentlich wollen und womit wir zufrieden sein könnten oder nicht nur zufrieden sondern glücklich? Ehrlich sein, sich selber gegenüber und den Menschen um uns herum gegenüber. Ja, ja, mach ich, ist ja noch Zeit. Vielleicht. Was aber, wenn ich das, was ich sagen will, nie mehr sagen kann? Vielleicht hätte ich zwei Menschen glücklich machen können, vielleicht aber eine Erwartung und Hoffnung zerstört. Aber ich hätte es nicht weggedrängt. Klarheit. Auch hier wieder, keine Zeit oder kein Mut. Angst vor dem, was kommen kann. Warum fällt es uns so leicht, einem Menschen „Arschloch“ an den Kopf zu werfen, aber nicht „ich hab dich gern“? Weil wir das nicht gewohnt sind. Wir können damit gar nicht umgehen, behaupte ich jetzt mal so ganz locker. Oder wir können nicht mit der Antwort umgehen.

Wenn wir jemanden beleidigen, brauchen wir nicht aus der Deckung zu kommen, das ist wie Wasserbombenwerfen vom Balkon. Man schaut kurz übers Geländer und wirft. Beim Überreichen von Blumen steht man dem Empfänger gegenüber und man steht da und ist hilflos. Eine Katze, die auf dem Rücken liegt. Dann ist das Gegenüber dran und nun mal ehrlich, wer würde sich als Katze auf den Rücken legen und hoffen, die andere Katze… ähm… Person krault einem den Bauch? Aber bleiben wir bei den Blumen. Variante eins: Der Strauss landet in unserem Gesicht. Klare Aus- und Absage. Variante zwei: Das Gegenüber landet in unserem Gesicht: Klare Aus- und Zusage. Variante drei: Unbestimmtes Lächeln. Gar nichts Klares. Das wäre also in der Bilanz eine Zweidrittelmöglichkeit, dass es nicht so endet, wie in unserem Traumdrehbuch. Dass die Gegenseite alles ganz anders sieht. Also liegt es doch nahe, dass man ganz einfach den Blumenstrauss in den Kalender schreibt und schiebt. Und schiebt. Und schiebt. Bis der Winter kommt und der Strauss erfriert. Dabei hätte der/die Beschenkte einfach gelächelt und gedacht „Mist, das stand doch auch noch in meinem Kalender“. Vielleicht. Vielleicht nicht. Haben wir mehr Angst davor, dass es in die Hose geht oder dass es gut gehen könnte? Wir wissen es nicht und zwar so lange nicht, bis wir den Zeitpunkt gefunden haben und es rausfinden. Entweder wir oder das Gegenüber. Irgendwann. Vielleicht noch bevor der letzte Schnee fällt.

Aktuell im Ohr: Ich & Ich – Dienen

Spinnkrise

Hm. Na was mach ich denn mit euch… Soll ich vielleicht… Oder eventuell… Ich könnte natürlich auch… Wieder mal etwas zum Thema Sex… Oder ich küble meine dunkelsten Seiten hier aus… Na gut, ist fast das Gleiche… Vielleicht aber… Hm… Nein, ich kann hier ja nicht ganz alles schreiben… Aber… Hm… Nö… Also irgendwie und eigentlich… Ach kommt, habt ihr das nie…? Na mal schauen…

Aktuell im Ohr: Schweigen – Auch mal schön (Video Edit)

Technik heute

Unkreativ zu sein, kann uns keiner vorwerfen. Draussen wird es kühler und kühler und arschkalt. Drinnen genehmigen wir uns Kaffee, Tee und weil es weihnachtlicher wird, warum nicht auch Gebäck oder andere saisonale Süssigkeiten. Wenn man dann aus Platzmangel anfängt, verschiedene Gegenstände zu stapeln, entdeckt man die Möglichkeiten sogar ohne Schwedisches Möbelhaus. Bei nebenstehender Versuchsanordnung war der gedankliche Ansatz wohl, die überaus hohe Bodenabwärme eines Laptops in Kombination mit einem Früchtegitter zu einem HighTech-Bratapfelgrill umzunutzen. Nun ist allerdings HooBee, auf dessen Pult dies gedieh ein fanat… ein konsequenter Stromsparer und der Laptop lief leider nicht lange genug, um die Äpfel vor dem natürlichen Verschrumpeln zu retten.

Apropos arschkalt: In Japan werden derzeit beheizbare BH’s getestet. Danke, Japan. Seid ihr eigentlich bekloppt? Was soll der Mist? Da nerven uns Frauen seit der Urzeit mit kalten Füssen unter der Bettdecke und wenn wir dann EINMAL auch die Gelegenheit bekämen, an durchaus spannenden Stellen Wärme zu spenden, dann kommt aus dem Land der getragenen Postversand-Unterwäsche Technoschnickschnack daher, der alles zunichte macht. So wird einem jahrelanger Elektronikartikelkonsum gedankt. Steckt uns doch gleich eines eurer japanischen Messerchen in den Rücken. Aber wenigstens ein beheiztes.

Aktuell im Ohr: Was Kreischendes

Reime sind von höherer Gedichte

Ich kann es nicht lassen, ich muss erneut auf das Thema „Gedicht“ los. Schon früher habe ich mich dafür eingesetzt, dass man ein Gedicht nicht einfach hinschludert, sondern sich doch bitte Gedanken zu Melodie und Rhythmik machen soll. Sonst gibt es daraus nämlich gereimte Scheisse. Sehr beliebt ist dieses Genre bei Männern, die Frauen beeindrucken wollen.

Du bist schön wie ein Sonnenuntergang
Ich seh dich gerne an ganz lang
Deine Haare wehen im Wind
Weil sie ganz schön lang und ganz schön sind

Bisher noch alles klar. Das ist nicht nur schlecht, das ist zum Kotzen. Wenn eine Frau auf das reinfällt, dann beide ab zusammen in eine Tonne und endlagern. Das geht doch auch eleganter, vorausgesetzt, man gibt sich Mühe, nimmt sich Zeit und verwendet auch Zutaten aus dem erweiterten Wortschatz. Wörterbuch erlaubt.

Dein Gesicht im Sonnenglühen
Seh dich an, möcht dich berühren
Haar vom Wind zum Tanz geladen
Fliesst in glänzenden Kaskaden

In meinen Augen durchaus eine leichte Verbesserung. Der Aufbau und die korrekte Anzahl Silben alleine sind allerdings noch kein Garant für einen reimerischen Erfolg. Das folgende Beispiel passt zwar, ist aber trotzdem nicht ganz optimal.

Es war da einmal ein kleiner Mann
Der meldete sich bei Herzblatt an
Machte sich an eins der Mädels ran
Weil er Onanie nicht leiden kann

Nun sind das ja aber nur die Versionen mit jeweils zwei gereimten Zeilen, das ist mir schon klar, aber es muss ja einfach losgehen. An früherer Stelle kamen ja schon die 1-3 / 2-4 Reime dran. Ein Gedicht kann auch ohne Reim auskommen, das sieht dann so aus:

Sabbelnd von Kram
Keinen interessierend und ich mach es doch
Klug geschissen und mich für gut
Befunden

Sagen wir es anders, nicht alles, wo Lyrik drauf steht, ist auch Lyrik drin. Sondern ganz oft auch nur einfach ein Riesenmist. Dann gibt es allerdings ein Volk, die stellen eine ganz kuriose Regel auf und machen daraus eine dichterische Königsdisziplin: Japaner und ihre Haiku. Haikus. Fünf Silben, sieben Silben, fünf Silben. Hm, da muss sich doch was anstellen lassen.

Du geile Schnitte
Machst mich an wie scharfer Senf
So wild geritten

Zugegeben, das Muster passt, aber auch hier, ähnlich wie zu Anfang, lässt sich mit etwas feilen ein ganz anderer Effekt als eins aufs Maul erzielen. Schliesslich dichtet man unter Umständen nicht einfach nur zur persönlichen Belustigung, sondern um eine Saite in einem wohlgeformten Instrument zum Klingen zu bringen. Also…

Morgentau so zart
Hinter seiden‘ Tuch versteckt
Die Zunge benetzt

Na also. Ein bisschen Einsatz und das kommt hin. Geht doch.

Aktuell im Ohr: Rammstein – Rosenrot

Noch etwas Suppe?

Vorgestern beim Nachtessen erfuhr ich auch Insiderinfos von einer Frau über Frauen. Da taten sich Abgründe auf. Es ging dabei um die Feindseli… Feinseli… Feinheiten der interfemininen Interaktion. Eigentlich müsste das „starke Geschlecht“ jeden Abend mit einer Kevlarweste ins Bett gehen, denn soviel Verschlagenheit und hinterhältige Bosheiten wie Frauen aushecken können, da müsste man konstant Angst haben, ein Messer in den Rücken zu bekommen. Witzigerweise läuft das Schlimmste aber tatsächlich innerhalb der Spezies Frau ab. Da reichen dann minimalste Details, um den Super-Frau… Super-Gau auszulösen. Sollte beispielsweise ein Mann einen anderen Mann fragen (nicht, dass das JEMALS vorkommen würde, einem Mann ist das völlig egal, aber jetzt angenommen): „Macht diese Hose meinen Arsch fett?“ und die Antwort ist: „Nein, dein Arsch macht deinen Arsch fett!“, dann fangen beide an zu lachen, klopfen sich auf die Schultern und gehen ein Bier trinken.

Bei Frauen reicht es schon, wenn sie am Montag ins Büro kommt und das eine Shirt etwas lockerer sitzt. Drei Millimeter oder so. Einem Mann fällt das nicht auf, von Frauen wird das blitzschnell registriert als „Die Schlampe hat abgenommen“. Also tut frau was? Sie ist freundlich. Höflich. Und bietet der Kollegin einen Berliner an. Legt ihr morgens ein Schoggi-Gipfeli auf den Tisch. „Oh, ich hatte grad noch eins und bei deiner tollen Figur kannst du dir das doch erlauben“. Umdrehen und denken „Aber nicht mehr lange“. Subtile Spielchen. Unauffällig, wenn man nicht weiss, was da alles abgeht. Aber: Am Nebentisch sassen zwei Frauen. Die mit dem breiten Hintern bestellt einen Kaffee und auf dem Tablett liegt ein Gebäck inklusive Confitürefüllung. Man sieht ihm die Kalorien richtig an. Sie hebt es hoch, lächelt zuckrig über den Tisch, streckt den Arm aus und säuselt: „Magst du haben?“ Perfides Miststück.

Aber trotzdem, wir mögen Frauen. Das kommt vielleicht daher, dass sie schnucklig aussehen und in einer Sprache kommunizieren, bei der wir uns genetisch rausreden können, dass wir sie nicht verstehen. Schönes Beispiel, Paar geht aus, sie verschwindet im Bad für einen Zeitzonenhüpfer, während er in der Zwischenzeit egal was tut. Sie brezelt sich auf, kleidet sich an und um. Und um. Und um. Sie frisiert sich neu, weil beim zweieinhalbten Umkleiden die Frisur den Bach runter ging. Dann nochmal umkleiden, weil das Kleid nicht zur aktuellen Frisur passt. Kleine Frage zwischendurch: Gibt es eigentlich eine Frau, die bei ihrer Hochzeit von ihrer Coiffeuse (Frisörin) KEINE Hochsteckfrisur aufgedrängt bekam? Umkleiden. Sie ist fertig und ruft: „Schatz! Ich bin fertig, wir können!“ Er tritt zu ihr, sie blickt ihn von oben bis unten an und fragt: „Kommst du SO mit?“, worauf er erwidert: „Hm ja, warum? Ist was nicht okay?“. Sie darauf: „Nein, nein, ich dachte nur…“ und macht dabei ein Gesicht, als ob sie ein halbes Kilo verdorbenen Fisch gegessen hätte. FALLS er sich umziehen geht (nach ihren Anweisungen), dann wird er nicht den Rest des Abends angeschwiegen. Wenn er sich NICHT umzieht, dann hat er den diskreten Wink ganz einfach nicht verstanden. Oder will seine Ruhe haben.

Texte zwischen den Zeilen mit verpackten Inhalten zu versehen, das bekomme ich ab und zu gebacken. Texte zwischen den Zeilen zu lesen, damit habe ich noch Probleme. Meinte sie jetzt das so, wie sie es gesagt hat, gegenteilig oder unterschwellig ganz etwas anderes? Wie erkenne ich das? In welche Richtung lege ich etwas aus? Frau Doc hat einmal gesagt, bei mir wisse man nie, ob das bei mir Tippfehler seien oder Wortspielereien. Ich leg das jetzt mal so aus, dass ich sehr oft mit Worten spiele und nicht, dass ich meine Texte durchlesen sollte, um die Flüchtlingsfehler zu entdecken. Wenn rocco kommentiert, es solle sich mir doch endlich eine Frau an den Hals werfen, damit das Gejammer aufhört, dann sehe ich das auch eher als Aufruf zu zwischenmenschlichem sozialem Verhalten, dem ich durchaus nicht abgeneigt bin. Natürlich könnte ich es auch als gemeinen Hinweis darauf verstehen, dass ich keine abkrieg und langsam verzweifle. Falsch! Wirre Tage-Buch-Einträge und Voodoopuppen (Haarsträhnen sind am besten, oder?) sind nicht verzweifelt, die sind kreativ. Basta.

Aktuell im Ohr: Good Charlotte – We Believe (In This Love)

Ich bin ein Messie

Gestern war Weinmesse mit Nessie. ExpoVina. Die findet jeden Herbst auf ungefähr zehn Schiffen auf dem Zürichsee (nicht Züricher See, Banausen) statt und bietet Weine aus aller Welt zum Probieren und bestellen. Für diejenigen, die jetzt aufspringen und nach Zürich fahren wollen: Es kostet Eintritt und die Gläser werden nicht gefüllt. Nicht annähernd. Das macht aber nichts, denn mit genügend Probiererchen erhält der geneigte (wörtlich) Antrinker durchaus ein Level, in dem er nicht mehr weiss, was er sagt oder tut. Oder tut oder sagt, was er nicht wollte, aber würde, wenn er nicht wüsste, dass er täte, wenn er könnte, aber andererseits würden wollte, hingegen nicht schätzen könnte, ob und überhaupt. Alkohol ist böse. Ich erinnere mich aber, dass der erstprobierte Riesling super war. Und ich werde wohl nie den Anblick vergessen, wie in Nessies Gesicht die Sonne aufging. Da wär man doch gern mal Flasche, wenn man jemanden so glücklich machen könnte.

Apropos Flasche: Nicht alles was in Flaschen daher kommt macht blöd. Teilweise ist auch der Inhalt nur blöd bezeichnet worden. Schorle. Punsch. Stilles Wasser. Still. Das ist das ohne Kohlensäure. Still. Da kommen bei mir Fragen auf. Ich bestelle ein Wasser MIT Kohlensäure, ist das dann ein lautes Wasser? Steht das auf dem Tisch und macht „NÄÄÄNÄÄÄÄÄNÄÄÄÄÄÄH!!!“ oder wie? Fängt es an, auf dem Tisch rumzupöbeln? „Ey, du Wein du! Mach ich dich voll Kopfweh, ey!“ oder „Heh, stilles Wasser. Soll ich dir eine Blasen?“ Das stellt man auch nur in den Kühlschrank zurück, um es ein wenig abzukühlen. Wobei dieser dann gut isoliert sein sollte, es könnte durchaus peinlich sein, wenn es aus der Küche schallt: „Einzelhaft! Einzelhaft! Apfelsaft g’hört abgeschafft!“. Alkohol ist böse. Aber Wasser! Wasser kann ECHT widerlich sein.

Aktuell im Kopf: Null Komma Sechs – Promille
Aktuell im Ohr: Scooter – Apache

Prophylaktisch

Ich möchte hier nur kurz anmerken, dass, sollte ich in den nächsten Tagen jemand mit einer Umarmung begrüssen und ich bekomme meine Hände nur auf Höhe des Hintern, das ist keine Absicht! Ich kann einfach meine Arme nicht weiter heben. Katharina, die Grausame, war wieder mal grob zu mir. Und ich bin im Training zur alten Gewichtsmenge zurück gekehrt (O-Ton Trainer: „Wenn’s nicht einfährt, geh halt höher“). Also ähm… Keine Absicht!

Aktuell im Ohr: Martin Schenkel – Day Off

Hallo, Sie da!

Ja genau, SIE! Oder du, wir sind ja unter uns. Ich finde dich ziemlich scharf, weisst du? Ja, dich! Beunruhigt dich das? Oder findest du das gut? Kennen wir uns überhaupt? Ich find dich doof. Ich find dich langweilig. Ich könnte dir stundenlang beim Atmen zuschauen. Ich könnte dir links und rechts eine auf die Backen hauen. Macht dich das an? Bekommst du das Kotzen? Und was ist das hinter dir da an der Wand? Spinne ich jetzt komplett? Nein. Nicht komplett, aber Ansätze sind vorhanden. Was ich sagen will: Kenne ich euch? Die wenigsten, soweit ich WEISS. Aber es gibt mehr Leute, die hier lesen, die mir nicht bekannt sind, was bei ukrainischen Landschaftsgärtnern oder mecklenburg-vorpommerischen Strandkorbbewachern durchaus möglich ist. Aber es sind doch einige regelmässige Besucher hier, die entweder in meiner Nähe wohnen oder in meiner Nähe arbeiten oder am gleichen Ort einkaufen wie ich.

Vielleicht warst DU heute derjenige, der mit frei schwingenden Eiern an mir vorbeigerannt ist (in der Einkaufstüte!). Vielleicht warst DU diejenige, die ihre Strümpfe etwas weniger nuttig wählen sollte. Bist DU derjenige, der bei den Chicken McNuggets erst die Panade abknuspert und DANN erst das Fleisch isst? Fühlst du dich denn ab und zu hier betroffen? Oder gehörst du zu denen, die sagen „Näää, aber ich kenne solche, die…“? Hast du vorhin hinter dich an die Wand geschaut? Hast du schon den Arm gehoben und kontrolliert, wenn ich von Stinkern schreibe? Willst du mich auch knutschen und ablecken (hoffentlich nicken hier nur die Frauen)? Oder bin ich für dich auch so ein arroganter Arsch, der sich bloss im Web prostituiert und du liest jetzt hier nur grade zufällig rein, weil dich dein Google-P*rn*-Suchbegriff hier abgeladen hat? Nääää, aber ich kenne solche, die… Jaja. Erwischt.

Ich werde das Meiste wohl nie erfahren. Das ist Anonymität trotz Extrovertiertheit. Umgekehrt denkst du vielleicht auch, du wüsstest mehr über mich und es ist gar nicht so. Vielleicht denkst du, ich bin ein ganz Lieber. Vielleicht hast du die Befürchtung, dass ich Hamster quäle. Vielleicht hast du die Hoffnung, dass ich dich knutsche (dann bitte einfach mal per Mail melden, meine Kriterien kennt ihr inzwischen). So bleibt es ein Spiel, das bewusst ebenso wie unterbewusst von Tatsachen und Erwartungen und Möglichkeiten lebt. Obwohl es, abgesehen von den Kommentaren, ein Monolog bleibt, antwortest du mir im täglichen Leben. Indem du dich (oder du, du, oder auch du) als lebendiges Anschauungs- und Beobachtungsmaterial zur Verfügung stellst. Ich sehe dich nicht lachen, ich sehe dich nicht mit dem Kopf schütteln, ich weiss nicht ob du nackt surfst oder du deine Katze als Rückenkratzer benutzt. Ich kenne dich nicht. Oder vielleicht doch? Zumindest aber ist es das, was mich immer wieder fasziniert, die unendlichen Möglichkeiten der menschlichen Abgründe. Ja, DEINE auch.

Nebenbei herzlichen Dank an Frau Kranz, dank der ich eine Erwähnung im aktuellen CHIP Inside gefunden habe. Heute CHIP, morgen die Welt. Also nicht die Zeitung, ich meine da schon die Welt.

Aktuell im Ohr: Boygroupgesäusel aus dem Radio