Rumpelpilzchen und Feeschnittchen

Wir befinden uns im Jahre 50 v.Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt… Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die römischen Legionäre, die als Besatzung in den befestigten Lagern Babaorum, Aquarium, Laudanum und Kleinbonum liegen… Ja, das waren noch Zeiten. Bloss was wurde danach aus den beiden Parteien? Die einen gaben uns Pasta, die anderen fingen an, Frösche zu essen. So kann es laufen. An anderer Stelle weigern sich ein paar Unbeugsame seit langem und vehement, das scharfe S zu verwenden. Ja, wir schreiben ss. Immer. Haben dadurch einen enormen Vorteil, denn wir können gepflegt politisch korrekt beleidigen und bei einer Frau mit dem Arsch eines Flugzeugträgers immer noch schreiben, sie habe tolle Masse. In Deutschland würde das sofort auffliegen. Man muss nur wissen, was man wo platziert. Das kann nämlich durchaus weitreichende Konsequenzen haben.

Es gibt Geschichten aus unserer Kindheit, sei es aus Fernsehen, Comics, Büchern, Märchenkassetten, Gutenachtgeschichten und so weiter. Alle haben sie ein bestimmtes Setting, einen Hintergrund, eine Kulisse und ihre Charaktere. Ein kleiner Rutsch im Geschichten-Raum-Zeit-Gefüge und alles verläuft totaaal anders. Beispiel Heidi. Vorhang, Erster Aufzug. Almaufzug (für die Städter gibt’s bestimmt bei Wikipedia (hat nichts mit Wickie zu tun (der hat sich bestimmt nur immer die Popel weggerieben)) eine Erklärung dazu). Heidi stürmt in die Alphütte (Alm heisst es bei Scharf-S-Usern) und schreit (hier diesen klischeehaften Schweizerdialekt hindenken): „Grosssvatter! Grosssvatter! Odr?“ – „Was ischt denn, Heidi? Häh? Odr?“ – „Das böse Rottenmeiergirl will mich nach Franckfurrt entführen! Odr!“ – „Oha! Odr!“ – „Jawasmachemerdennjetzthm? Odr.“ FANFARE! In der Tür steht (Trommelwirbel): Geissenpeterman! Geissenpeterman? JAA! Kann fast fliegen, tötet Gegner mit Stallduft und kann mit Warmwasser geschwächt werden. Öhi: „Oh! Geissenpeterman!“ … „Odr!“ Heidi: „*schmacht*“. Geissenpeterman wirft sich in Pose und knallt mit dem Kopf gegen den Türrahmen (kleine Alphütten). Das halbe Haus stürzt ein, aber egal.

„Ich bin hier und mache Rottenmeiergirl platt und dich zur Frau! Willst du meinen Almnudler sehen?“ – „Ähm. Anderer Text, Heidi – Das Luder von der Alm, war gestern. Odr.“ – „Oh. Nun denn, Hedwig…“ – „Heidi.“ – „Hedwig, odr?“ – „Nöd Odr, Heidi.“ – Neinein, Peter. Also Geissenpeterman, habe ja meine Verkleidebrille nicht auf.“ – „Also wer jetzt?“ – „Ruhig Grosssvatter!“ – „Was?“ – „Häh?“ – „Das heisst ‚Wie bitte‘.“ – „Wer? Er?“ – „Nein, der heisst Peter.“ – „GEISSENPETERMAN!“ – „Du schmöcksch aber wie der Peter.“ – „Wer? Ich?“ – „Nein, er. Odr?“ – „Also ich schmöck auch wie Ziegenscheisse.“ – „Würcklicchh?“ – „Ja, aber das heisst ja…“ – „Ja, irgendwann musst du es erfahren, odr. Ich bin dein Vater Luke.“ – „Peter.“ – „Geissenpeterman.“ – „Aber du bischt doch noch gar kein Mann! Nur weil du mit den Geissen…“ – „Pssssscccchhhhht!!!“ Und in dem Moment kommt Rottenmeiergirl, tritt dem noch im Türrahmen stehenden Peter (Tschuldigung: Geissenpeterman) von hinten kräftig zwischen die Beine, um ihn aus dem Weg zu bekommen, stürzt in den Raum, räubert Heidi und flieht. Der Grosssvatter freut sich, jetzt kann er das Fondue wieder alleine essen und das Gequengel hört endlich auf. Und Geissenpetersusi hat sich auch irgendwann wieder erholt. Und was lernen wir daraus? Wenn ich jetzt nicht aufhöre geht das noch ewig. Odr.

Aktuell im Ohr: Massive Attack – Safe From Harm

6 Comments on “Rumpelpilzchen und Feeschnittchen

  1. …erfreuten sich eines neuen Lebensgefühls, nachdem sie ihre Taufnämen Stumpelfilzchen und Wehflittchen ad acta gelegt hatten.

  2. Das scharfe S darf noch verwendet werden *freu*, und zwar immer dann, wenn der Vokal nach eben diesem lang gesprochen wird (zum Beispiel Großvater) *G* Das ß darf nicht sterben! ^-^

  3. "Alphütte (Alm heisst es bei Scharf-S-Usern)"

    Einspruch. In einem kleinen unbeugsamen Teil des Landes heisst das Alp. Mag sein dass das daran liegt, dass wir vor geraumer Weile von ein paar Schweizern infiltriert wurden, die sich über die Berge in unsere Täler schlichen (und jetzt Österreicher sind, das haben sie nun davon), jedenfalls nennen wir unsere Berghütten seit jeher Alp.