And the Winner is…

Vor einigen Wochen hatte mich Blaublindchen gefragt, ob ich da an diesem einen Schreibwettbewerb mitmachen würde da. Von einer grossen Buchhandlung in Bern. Auf den ich natürlich extrem aufmerksam gemacht wurde durch seine Präsenz in meinen Frontallappenschwingungen. Also auf gut deutsch: Nein. Aber glücklicherweise wies sie mich ja darauf hin. Einen Tag vor Abgabeschluss. Aber hey, im Keller haben die einen Leichen, ich hatte noch eine Geschichte, die ich dann auch nochmals durchlas und etwas überarbeitete (dafür war grad noch Zeit). Eingeschickt und vergessen. Bis zu diesem ominösen Briefumschlag, der meinen Laterallappen einen Hinweis gab. Eine Einladung zu einer Preisverleihung, na sowas. Da musste ich mir doch gleich Nessi sichern für diesen Tag und ein klein wenig hyperventilieren. Aber was soll’s.

An betreffendem Tag versuchte ich mich dann ein bisschen nett zurecht zu machen, schliesslich ist es etwas doof, wenn man eine schöne Frau am Arm… na gut, in der Nähe des Arms hat und selber aussieht wie ein Sack Kartoffeln. Bei der Fahrt ins Büro habe ich dann gemerkt, dass die Schuhe zwar cool sind, aber ich damit dauernd am Pedal hängen bleibe, wenn ich bremsen will. Wenn Mann schon Frau abholt, sollte man sich beim Fahren nicht zum Affen machen. Also nochmals nach Hause, andere Schuhe anziehen. Die waren aber nicht mehr schwarz, also passte der Pulli nicht mehr, sonst hätte das blöd ausgesehen, also noch kurz einen Shopstop und einen farblich einigermassen abgstimmten Pullover holen. So. Aber jetzt.

Zehn Minuten später konnte ich ausprobieren, ob dei der Geschwindigkeitsreduktion von 120 auf 0 mein ABS tatsächlich funktioniert und dabei war ich den Rückseiterallappen extrem dankbar, mir den Schuhwechsel empfohlen zu haben, sonst könnte ich jetzt nämlich nicht tippen, weil um mich herum entweder Gips oder zwei Meter Erde gepackt wären. Das alles hatten wir einem Gummibärchenlaster zu verdanken, der danach noch weiter ziemlich gelatineartig über die Autobahn waberte. Aber egal.

Unterwegs konnte ich dann doch meine Nerven etwas entladen und kurz darauf Nessi einladen. Irgendwo in der Chemiepampa um Basel. Dann ab nach Bern, wo uns die Stimme des Navigationssystems sofort nach der Autobahnausfahrt in einer Megabaustelle im Stich liess und wir erst eine kurze Ehrenrunde durch ein zufällig dort liegen gebliebenes Parkhaus drehen durften, dessen Ausfahrt uns aber immerhin auf die richtige Strasse brachte. Und zum korrekten Parkhaus. Dort konnten wir feststellen, dass Berner auswärtigen Humor offensichtlich nicht verstanden oder einfach sehr viel später. Also zügig weg aus dem Bahnhof zu dem das Parkhaus gehört und ab in Richtung Innenstadt. Da reisst mich meine Begleiterin plötzlich an sich und… Falsch. Wunschdenken. Sie reisst mich zur Seite und rettet mich davor, in Hundekacke zu treten. Meine Heldin. Aber hallo.

Nun waren wir noch etwas zu früh und gingen flanieren, weil es ein durchaus milder Winterabend… Herbstabend (sonst meckern die Kalenderpuristen) war und dank der vorweihnachtlichen Beleuchtung doch eine ganz schöne Stimmung entstand. Trotzdem wollten wir uns kaffeemässig noch etwas betanken und begaben uns (das hat schon fast etwas Rituelles) zu Starbucks, um uns darüber zu ärgern, dass keine Sofen oder Sesselinen mehr frei wraen, weil ich etwelche hässliche Menschen darauf nieder gelassen hatten, die eigentlich nur Holzstühle verdient hätten. Aber nein.

Zwei Sessel, in denen wir uns sofort breit machten und da stand er auch schon vor uns, der Mitarbeiter von Starbucks, erhob seine Stimme und sagte: „Möchtet ihr unsere neuen Kreationen probieren, ToffeCoofee irgendwas und oben ist übrigens Party und gratis Essen und Getränke“. In diesem Augenblick schauten wir uns an und… Wunschdenken… Also wir schauten uns an und stellten beide fest, dass es jetzt leicht surreal geworden war. Wir nuckelten erst unsere Toffeedingsdabecher leer und dannn fragte Nessi „Bestellen wir uns jetzt was“, nur um sofort darauf zu kommen, wie surreal DAS denn war, schliesslich war oben Freigetränk. Schweren Herzens entliessen wir die Sessel in die Freiheit und stapften die Treppe hoch, wo uns beim Eintreten Schnittchen und Häppchen angeboten wurden, als ob wir auf Kreuzfahrt wären. Zu allem Überfluss standen direkt am anderen Ende des Raumes: Zwei Sessel. Aber leer.

Das konnte nicht sein. Wir vermuteten, dass wir in eine Art Feldversuch geraten waren und wir jetzt die Rolle der Ratten übernehmen sollten. Übernommen hatten. Auf einem der Sessel sass ein Mann gehobenen mittleren Alters mit einem ultradicken Ordner, in dem er blätterte und schrieb und blätterte und damit unseren verdacht unterstützte. Was würde wohl als Nächstes geschehen. Ein Starbucky trat auf uns zu und ich kreischte „Jetzt kommen die Heizdecken!“ aber er wollte uns nur weitere Kaffeemüsterchen (bestimmt wahrnehmungsstörende Drogen drin) anbieten. Nessi vernaschte dann noch… ätsch… einen Muffin. Kürbis. Wieso ätsche ich eigentlich? Nun ja, zumindest war das überaus spassig dort, weil umsonst und wir doch keine Timesharing Wohnungen auf Teneriffa kaufen mussten. Schön. Aber seltsam.

Auf dem Weg zur Verleihung traten wir dann noch an ein Schaufenster mit einem sehr schönen Kleid darin. Dummerweise trat Nessi dann doch noch in die Hundekacke, vor der ich sie bestimmt gerettet hätte, wenn ich nicht nur Augen für… das Kleid gehabt hätte. In Folge mussten dann Bordsteinkante, eine Pfütze, der Eingangsteppich einer nicht näher bezeichneten FastFood-Filiale und einieg derer Servietten hinhalten, um den Scheiss (wortwörtlich) zu entfernen. Und ich schwöre bei allen religiösen Obermackern, ich habe noch NIE in meinem Leben jemanden gesehen, der mit einer solchen Grazie und Eleganz den Schuh sauber bekommen hat. Fast wie der Ansatz zu einer Pirouette auf Eis. Man hätte es filmen mögen. Aber eben.

Schliesslich schafften wir es doch noch bis zur Buchhandlung, in dem zwischen Café und Kochbuchecke dann die Preisverleihung angesetzt war. Die Jury hiess willkommen, erklärte deren Auswahlkriterien, was sie befähigte (alles Schreibknechte irgendwelcher Art) die Wertungen vorzunehmen. Es gab drei Hauptpreise, die von einer Schauspielerin gelesen wurden, sieben Anerkennungspreise (plus drei solchige bei den Jugendlichen) und generell einen schönen Abend. Da ich ja auch eingereicht hatte, war natürlich die Spannung gross und tatsächlich, ich war… Wunschdenken ahoi… einer der Anerkennungspreise. Wobei ich sagen muss, gegen die drei zu „verlieren“ war okay. Die waren echt gut. Und es war nicht so, dass Drei besser waren als ich, sondern ungefähr Dreihundertsechzig schlechter. Hähä. Fies. Aber wahr.

Trunken vom Erfolg fuhr ich dann doch nachts ohne Licht durch halb Bern, was mich zu dem Punkt zurück bringt, sich nicht vor Frau zum Affen zu machen. Nessi hat sogar zugegeben, dass das wohl ziemlich cool war (die Buchsache, nicht das Lichtlose). Da sieht man mal, was man alles erleben könnte, wenn man sich ausserhalb Basel mit einem coolen Typen einlässt. Jaja, ich weiss. Der Ausruf „Gott liebt mich“ hatte dann allerdings nichts mit mir zu tun, sondern dass wir an der einen Autobahnraststätte ein offenes Diner vorfanden, die sogar meine Pommes in separiertem Behälter zubereiteten und wir den Abend bei Junk Food und Cola ausklingen lassen konnten. Nicht ganz so exklusiv wie man vielleicht hätte erwarten können. Aber stilvoll.

Ahja: Der Link zu den Siegergeschichten.

Aktuell im Ohr: Paris Hilton – Nothing In This World

4 Comments on “And the Winner is…

  1. da ist was in deinem ohr was wehtun muss! ;)

    und natürli gratulier ich zum 360letzten platz. (ohja das ist rocco deutsch…keksi würde mich kleinhacken und braten für solches deutsch. nur gut mag er keine raucherwaren.)