Wie man auf hohem Niveau Kunden verarscht

Läden, in denen ich regelmässig Geld ausgebe, unterliegen verschiedenen Kriterien. In den einen ist es eine riesige Auswahl zu durchzogenen Preisen aber mit Option auf das Finden von weniger bekannten Sachen oder Vergessenem oder generell (Beispiel Mediamarkt). Bei anderen ist es eine kleinere Auswahl zu netten Preisen mit sehr netter Bedienung (nett heisst nicht ein grosser Ausschnitt, bloss um das klarzustellen), wo man sich noch als Kunde wohlfühlt. Tante Emma in modern. Beispiel, die Ex Libris Filiale meines Vertrauens. Nicht die grösste, aber es ist da halt persönlicher. Und ich mag da auch irgendwie die Mäd… die Damen, ich bin so altmodisch und find’s klasse, wenn man mit Namen begrüsst wird. Basismotive in der Psychologie. Ich würde von mir sogar behaupten, ich bin dort gern gesehener Stammgast. Zumindest bekomme ich einen Zusammenschiss, wenn mich die Filialleiterin im grösseren Laden um die Ecke erwischt. Dabei guck ich da noch nur. Ohne anfassen.

Bekannt bin ich dort hauptsächlich wegen eines Merkmals: Ich bin Mister Special Edition. Master of Director’s Cuts. Lord of the Boxed Editions. Plus wahrscheinlich der einzige Mann, der die ganzen Gilmore Girls Staffeln kauft. Aber grundsätzlich ist es so, dass WENN etwas, das ich haben will, als Sonderausgabe kommt, ich die haben will. Weil die aber wiederum nicht regulär in jeden laden kommen, muss der keks schon auch mal bestellen. Könnte ich theoretisch auch von zu Hause per Internet, aber das ist unsozial. Ich blätter auch gerne in Büchern, bevor ich sie kaufe, da spielt Touch&Feel mit. Die Produkte. Nicht die Verkäuferinnen. Also bin ich dann, plauder ein bisschen, fall ihnen lästig, gebe schon auch mal Kunden Auskunft über Veröffentlichungsdaten und hab Spass. Gut, Leiterin von Laden hat mir auch schon vorgeworfen, ich hätte sie zu Tode erschrecken wollen mit dem Hinweis, die eine DVD da, die käme dann erst nächsten Tag raus. Releasedaten sind heilig. Verkauft ein Schuppen die zu früh und die Konkurrenz meldet das, dann gibt’s Ärger und den nächsten Blockbuster erst verspätet. Hat sie ganz schön ins Rotieren gebracht. Aber es war alles in Ordnung. Ich bekomm’s bloss immer noch vorgeworfen.

Aber zurück zu der Special Edition von „The Descent“, den ich haben wollte. Falsch, die ich haben wollte. Ist ein Bezug auf SE und nicht auf den Film. Also zumindest hier kann da weiter oben auf den Karte dem Klugscheissmodus ausgemacht werden. Hrhrhr. Also, der Film war draussen, aber ich wollte natürlich die Version in Metallbox (Steelbook), mit zwei Scheiben (Double Disc), mit allem Blut drin (uncut) und halt eben spezieller (zehn Franken teurer). Also bestellt und extra die Nummer des Ladens im Handy eingespeichert, damit ich weiss wer anruft und in den Hörer hechelt. So weit hab ich die dressiert, wenn was ankommt, was ich ganz ganz ganz gahanz dringend haben will. Sieht für die Kunden wohl ähnlich kurios aus, wie wenn einer Fünfjährigen vorgesungen werden muss, damit die entscheiden kann, ob die aktuelle Single wirklich das ist, was sie haben möchte. Ich sag ja, im Mediamarkt macht das kein Schwein.

So zieht also die Zeit ins Land und es wird Sommer (tja, dieses Jahr ging das schnell) und ich war am Samstag dort, erkundigte mich, ob denn da wohl schon, weil es sei ja doch schon einige Tage und die Singles Disc sei doch schon länger und so. Also nachschauen und da steht meine Order immer noch auf dem Bildschirm als „offen“. Nun gut. Zum Ausgleich bestelle ich noch einen Stapel CDs. Keine Hardcorespannung also, muss ich wohl „Love… Actually“ reinschieben. Frauenfilm. War grad nichts anderes vorrätig ausser dem Stapel von gut zwanzig Filmen, die noch auf Durchsicht warten, aber der war ausgeliehen (seit längerem) und immer vergessen. Also mal eben kurz abhaken. Dummerweise habe ich mich wirklich gut amüsiert und ich habe verdammt keine Tempos gebraucht. ICH NICHT! Tatsache. War nur ein Kleenex. Jetzt muss ich den Film wohl auch noch in die Sammlung aufnehmen. Was mich zu einem neuen Lieblingswort bringt: Verdammt.

Apropos verdammt: Schon verdammt kurz später, also am Mittwoch, also eigentlich ist das doch nicht sooo kurz, aber der Übergang war grad so ja ich weiss, ich hatte schon bessere. Am Mittwoch komm ich aus der Mittagspause, da surrt mein Handy mit einer unbekannten… Nein, natürlich surrt das Handy nicht mit der Nummer, sondern mit der Vibrationsfunktion und die Nummer ist auf dem und ja ich weiss, ich könnte zum Punkt kommen. Also geh ich ran und da meldet sich Ex Libris (eine Unbekannte, aber die lernen dort im Shop grad eine neu an) und teilt mir mit, meine Sabber-Edition von Descent sei da zum Abholen. Flugs nach der Arbeit dort hin und mitgeteilt, ich würde gerne meine DVD abholen, ich sei angerufen worden. La Chefin de la Filiale guckt nach und erklärt mir, meine DVD sei nicht da. Und eigentlich hätten sie heute auch gar keine Bestellungen ausgepackt. Oder mir angerufen. Oder überhaupt jemandem. Schon gar nicht die Neue, die hatte an dem Tag frei. Ob ich mir sicher sei, dass das heute war. Also an dem Tag da. Dort. War ich. Guckte nach, nur seltsame Nummern da drauf, aber weder deren noch eine andere aus Zürich. Und ja ich war mir sicher. Weil am Dienstag wäre ich in einem anderen Büro gewesen und gar nicht in der Pause, also hätte dieses Situation so gar nicht stattfinden können.

Ich war mir auch gar nicht so sicher, ob die aktuelle Situation stattfand. Also erwähnte ich, die Anruferin sei auch keine von den mir bekannten Damen gewesen (obwohl, Dame klingt jetzt so spiessig und alt, sind die aber nicht, wollt ich erwähnen, auch wenn die eine da grad ein bisschen altklug daherkam) und hätte einen seltsamen Dialekt gehabt, den ich aber nicht zuordnen hätte können. Also rief sie den Laden um die Ecke an, weil dort eine aus Graubünden arbeitet und die haben ganz klar einen Dialekt, einen solchigen. Aber die hatten auch nichts ausgepackt. Oder angerufen. Und mir schon gar nicht. Also noch zwei Zürcher Shops anrufen und fragen. dann den anrufen, der geografisch meinem Wohnort am nähersten liegt. Nichts. Zweitnäher auch nicht. Langsam fange ich an, Knöchel in den Mund zu stopfen und Frau XY fragt mich, ob ich sie wieder mal Hochnehmen will. Es spricht allerdings für mich, dass die Bestellung auf dem Bildschirm (das kann ich versichern, ich hab es gesehen und die Stimmen haben es mir auch gesagt… nein, sie hat ihre Kollegin vom Samstag angerufen und deren Stimme hat ihr gesagt, dass es da wirklich noch offen war) weg und dafür der Zettel in ihrem Stapel der eigentlich erledigten Bestellungen eingeheftet war. Nun gut.

Eigentlich erstaunlich, dass ich nicht die noch nicht vorhandene Senilität ärztlich widerlegen musste. Ich konnte ihr einen minutiösen Ablauf der vergangenen Tage geben, ein Alibino auf dem Polizeiposten hätte mich ob der überbordenden Detailtreue ganz bestimmt für einen hochgradigen Lügner gehalten, weil alles so ausgearbeitet war. Aber ich kam dann doch langsam etwas schräg drauf. Also doch nochmal Handy checken und eine der Nummern um die Mittagszeit checken. Das war aber nur eine Nummer aus Basel. Aus lauter Neugier werfe ich einen Blick auf die interne Telefonnummernliste. Basel Fischmarkt. Die einzige Ex Libris Filiale in Basel, in der ich noch niemals in meinem Leben einkaufen war. Also hat die nette Dame mit dem (ich behaupte) leicht schadenfreudigmitleidigen Grinsen in Basel angerufen und siehe da. Dort. Das war allen Ernstes die Dame, die angerufen hatte. Sie würde auch beim nächsten internen Transport vom Freitag die Box mitreichen. Basel. Zürich. Sieht sich auch zum Verwechseln ähnlich, liebe Versandzentrale. UND ICH HATTE RECHT! Doch noch nicht verkalkt. Am folgenden Samstag wollte ich plangemäss erst Schuhe kaufen, aber kaum kam ich da in Türnähe vorbei, sprang mich Frau XY an und rief mir zu, mein Ding aus Basel sei da. Ich habe zwar keine Ahnung, was das alleine in Basel angestellt hatte, aber ich holte mir dann meine DVD. Und alle bestellten CDs. Die waren nicht in Basel. Oder Luzern. Oder Genf. Aber von DA wäre mir ein Anruf doch aufgefallen.

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