SCREEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEAAAAAM!!!! Vol.2

Nun, kamen wir also in Wales an und rutschten gleich wieder über die Grenze nach England, bogen zweimal links ab und einmal rechts und kamen schliesslich nach Baskerville Hall, das damals Arthur Conan Doyle als Schauplatz für „The Hounds of Baskerville“ gedient hat. Sherlock Holmes, you know. Auf Wunsch der Besitzer verlagerte er die Geschichte allerdings nach Devon, weil die damals schon eine gewisse Abneigung hatten gegen Touristen. Heute ist die Hall ein Hotel und mag Touristen. Sogar wenn solche kommen wie wir:

In einem 1924-B-Movie-Setting wurde eine bunte Schar von phantasiebegabten Menschen zusammengerufen, um ein RLRPG zu bestreiten. Real Life Role Playing Game. So tun als ob in echt. Keine Klempner-Briefträger-Schulmädchen-Spielchen, sondern jeder dachte sich eine Rolle aus, die einen Grund hatte, beim Spendensammeln eines russischen Schachgrossmeisters zugegen zu sein. Da gab es von Schoggi-Industriellen (Tomati) über Lebedamen, froonsösische Poeten, deutsche Archäologen, Butler, Tweed-Produzenten bis zum Priester (ich) alles. Den Pfaffen nahm mir nur leider jeder, der mich schon kannte nicht wirklich ab. Die Bemerkung „endlich könne ich mein wahres Ich zeigen“ zog minutenlange Lachstürme nach sich, was ich irgendwie nicht nett fand. Aber die Rolle war schliesslich auf nachträglichen Wandel angelegt.

Nach dem Briefing und der Vorstellungsrunde gingen wir dann in die kommunikative Phase über und die Tatsache, dass jeder mit Revolver und Munition in beschränktem Masse ausgerüstet wurde, liess nichts Gutes erahnen. Da die Bar aber nur wenige Meter entfernt war, wollte man sich dort zu ersten Gesprächen einfinden und eine der Damen (UK oder USA) wollte mit dem Poeten (F) anbandeln, der kanzelte sie allerdings mit den Worten „Si gönnten das Alter meiner Mütter aaben!“ ab. Tatsächlich IST sie seine Mutter und wahrscheinlich durfte er die Woche danach den kompletten Abwasch erledigen. Und dann zerriss ein markerschütternder Schrei die Ruhe und ich hätte beinahe meinen Holy Rotwein ausgekippt. Sogar der Koch kam wie von der Tarantel gestochen aus der Küche gerannt, weil jemand vergessen hatte ihm zu sagen, dass eine Rollenspieltruppe im Haus weilt. Dabei war bloss die erste Leiche gefunden worden, der englische Schachgrossmeister. Von der überaus histerischen englischen Reporterin, die schon mal kurz den Pfarrer erschiessen mochte, weil ihr der zur Beruhigung die Knarre abnehmen wollte. Aber das war später. Nach den ersten Vampirbissen (Tomati natürlich).

Das Witzige an solchen Anlässen ist ja, dass die Spielleiter nicht wissen, was genau passieren wird und mit einem Kreuz schwingenden Pfarrer hatten die ja auch nicht gerechnet. Die übrigen Gäste übrigens auch nicht, die schon auch mal durch die Bude kreischten, wenn ein blutverschmierter Zombie an ihnen vorbeirannte. Also improvisiert man. Die Reporterin säuft auch locker das Glas mit dem Weihwasser aus, mit dem die ganzen Gäste beschützt werden sollten, aber hey, sie hatte halt Durst. Das Wässerchen hätte aber trotzdem nichts genutzt, weil ich war eigentlich nur kostümierter Dieb, der die Reichen ausnehmen wollte. „WIE? Sie sind ein Betrüger?“ – „Na und? Unser Gastgeber ist ein verdammter Vampir, was ist das grössere Problem?“. Indeed war er das und mit den Schachfiguren, die gestohlen wurden, sollte ein Dämon übelster Art beschworen werden. Wer jemals H.P. Lovecraft gelesen hat, weiss, was auf uns wartete.

Das fanden wir nämlich raus, weil im Hosenbund vom deutschen Hans ein Tagebuch steckte, das wir fanden, als er tot ausgebreitet am Boden lag. Leider gab es keine weiblichen Leichen, die man hätte untersuchen können. Unter heftigstem Schusswaffengebrauch und zwischenzeitlichem Denkhilfennachschub in promillehaltiger Form versuchten wir die Lösung Rätsels zu finden und mit unserem Leben verteidigten wir die wiedergewonnenen Schachfiguren. Na gut, gelang uns nicht wirklich, weshalb dann eben doch eher unschöne Ereignisse stattfanden. Kkurze Zwischeninfo: jeder durfte ab und zu sterben, war dann für 5 Minuten aus dem Spiel raus, aber nach dem vierten Tod, wurde der Spieler als Zombie rezykliert, was ab einer gewissen Spielzeit ein Missverhältnis schuf, grade weil ein Monster durch eine Berührung töten konnte, wir aber mehrmals ballern mussten, um die umzulegen.

Auf jeden Fall stellte sich dann raus, dass die welpenäugige, hach so zarte, echte Tränen vergiessende Reporterin eigentlich die Ober-Bitch war und dann kam ein Dämon und viele Zombies und wir waren ganz viele tot und doch kamen wir unter Zeitdruck und unter mehrmaligem Lesen des Tagebuchs (oftmals rennend und schiessend) auf die rettenden Ideen und konnten die Schlampe umlegen, den Höllenschlamperich wegbannen und die Welt retten. Der Butler war am Ende die Rettung. In England war’s eben doch immer der Butler. Wir hatten keinen Gärtner zur Hand. Mag alles etwas verworren klingen, aber man muss da wohl dabei sein. Kurzzeitig nahm uns noch die Disco hinterm Haus auf, wo wir aber ohne Kostümierung eingefahren sind, wir wollten ja nicht zwingend mit Fackeln und Heugabeln aus der Gegend vertreiben werden. Und grade als wir ins Bett hüpfen wollten klingelte das Telefon und wir sind dann wohl noch beim Schampusschlürfen in einer der Suiten gelandet.

Alles in allem ein sehr lustiges und sehr geselliges Wochenende und nächstes Jahr wird das wiederholt. Nur das mit der Anreise müssen wir dann anders angehen. Die Rückreise an sich war gar nicht schlecht am nächsten Tag. Falsch, am übernächsten, wir hatten ja nochmals Zwischenstop bei Freunden inklusive einem 20-Liter-Pott homemade Stew, das dieses Mal nur noch partiell so scharf war wie beim ersten Mal und von mir auch ohne kontante Zuführung von Löschschaum kosumiert werden konnte. Nebenbei stellte ich auch noch fest, dass der Film „Die Braut des Prinzen“ dringend in meine Sammlung gehört. Aber dann die Rückreise war dann wirklich in Ordnung. Natürlich mussten wir erneut das Transportmittel käuflich erwerben, aber da gewöhnt man sich dran.

Jedenfalls kamen wir pünktlich in Luton an, flogen dort aber natürlich verspätet ab, schliesslich wollten wir ja nicht zur Zeit im heimischen Körbchen landen. Das wär ja noch gegangen, nur sass direkt hinter uns die zickige Dreifaltigkeit, von denen eine konsequent und ununterbrochen am Quasseln war. Ob die anderen nichts sagen wollten oder KONNTEN war schwer zu erkennen, da sie gar keine Gelegenheit bekamen. So muss es sich anfühlen, wenn ein lebendes Gehirn in eine Mikrowelle gesteckt wird. Ich benied Tomati unheimlich um seinen iPod in dieser Zeit, der hätte durchaus geholfen, meine Ohren vom spontanen Ausbluten abzuhalten. Ich gebe zu, meine oberflächlichen Momente zu haben, aber DIE Schnalle toppte alles. „Alle Männer sind Scheisse!“ war eine mehrfach getätigte Aussage, was sie aber nicht abhielt, sich ein Wochenende lang mit Scheisse im Bett zu wälzen. Einprägsame Vorstellung.

Nun ja. Aber abgesehen vom diesmaligen Hin- und Herkommen war es wieder Spitze. Spass gehabt und gelernt, dass man Frauen (Bitch!) mit grossen Kulleraugen nicht trauen kann. Das wird sich rächen. Auch gelernt, dass englischer Hustensirup wie Sirup schmeckt, aber wie Brennsprit riecht. Also runter damit, ohne erst eine Nasenprobe zu nehmen. Auch gelernt, dass es in England die schärferen Apothekerinnen gibt und ich nächstes Mal (es ist ja Rollenspielzeit) mit irgendwelchen beratungsintensiven Wehwehchen antanzen werde. Auch gelernt, dass man danach wieder abschalten muss, um nicht zu vergessen, dass nicht jeder Bleiche ein Zombie ist und sinnlos durch die Gegend ballern nicht in jeder Situation passt. Und ich bin als Priester untauglich. Ich sehe es ein.

Aktuell im Ohr: Thomas Newman – Theme from Six Feet Under (Photek Remix)

2 Comments on “SCREEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEAAAAAM!!!! Vol.2

  1. Icccccchh…..wiiiiiiiiiiillll…..auuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuchhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!