Das "Tage"-Buch historisch und hysterisch
Die ollen Krümel von früher
Ferienhalber habe ich mich von einer Keksdose in ein Katzenkörbchen begeben, allerdings ohne echte Katze, weil ich da ja erfahrungsgemäss nach fünf Minuten so ähnlich wie tot wäre. Aber ich darf zu Gast sein bei einer Freundin (die katza, siehe vorherigen Eintrag), die mir die Umgebung von Dusseldorf näherbringen will. Dabei stelle ich nun so nach und nach fest, dass sich zwar Deutsche sehr gerne lustig machen über Schweizer, dies aber wohl eher aus dem Grund, dass sie uns beneiden. WIR haben zum Beispiel nicht TUFFI. Tuffi ist Milch zum knuddeln. So würde es zumindest der Name bei mir assoziieren, aber man muss ja Produkten auch keine Namen geben, die etwas mit der Verwendung zu tun haben. Ich dachte auch erst, dass Florena (stand neben den Pflanzen) ein Mittel wäre, was zur Verschönerung oder Pflege der Blümchen diene, aber nein, es ist Körpermilch. Fruttini Power Shake. Würde ICH persönlich austrinken aber nein, auch das ist zum Aufbringen auf die Haut gedacht. Jaja, solange man das VORHER merkt. Aber deshalb wird wohl auf der Rückseite auch stehen „Nicht zum Verzehr geeignet“. Fast wie bei amerikanischen Toiletten, wo über der Schüssel steht: „No drinking water in toilet“.
Aber Essen mussten wir trotzdem einkaufen, also ab zu Lidl, Spar und Konsorten, um Lebensmittel zu besorgen. Besorgen bekommt bei nebenstehenden Verpackungen auch ein ganz anderes Licht verpasst, ich frage mich nur nach der Zielgruppe des so beschienenen Produktes. Soll das Frauen ansprechen? Hoho, ich hol mir jetzt einen langen Jungen nach Hause! Kaum, ausser eine Dame steht auf den Umfang eines Kugelschreibers, was mir bisher wissentlich noch nicht untergekommen ist. Im Vergleich zu einer Bockwurst oder der gemeinen Salatgurke fallen alle hier gezeigten Würste extrem ab, also eher nicht. Männer? Kaum. Ey Kalle, was hastn du gestern gemacht? Hab mir nen strammen Bengel reingeschoben! Nööö, ich glaube eher nicht. Den einzigen Verwendungszweck, den ich mir so spontan feststellen könnte, so es denn Knackwürste sind: Als Anschauungsbeispiel für den Sexualkundeunterricht beim Thema Penisbruch. Eine Dose pro Klasse und jede(r) kann es mal so richtig krachen lassen. Macht Lust auf mehr.
Einkaufen macht aber durchaus Spass, schliesslich geht es auf Weihnachten zu und da ist der Konsument in Kauflaune und überschwemmt glühweingeschwängert die Innenstädte, um völlig entspannt seinen Verrichtungen nachzugehen. Wie friedlich es in den Läden zu und her geht, kann man schon daran erkennen, wie viele der Plüschbären dort schon einen etwas früheren Abgang gewählt haben. Eine andere Idee ist einfach, dass die dort angestellten Dekorateure möglicherweise und unter Umständen Quereinsteiger sind. Zu den Festtagen greifen Arbeitgeber gerne auf berufsfremde Hilfskräfte zurück, Warenhäuser auf Studenten (die sind zwar nicht direkt berufsfremd, eher arbeitsfremd), der Nikolaus auf Elfen (oder auf Vulkanier, spitze Ohren sind spitze Ohren) und die himmlischen Heerscharen auf Engel, auch grad jetzt als Deko. Sind Engel die schrägen Vögel des Himmels? Sind Engel einfach nur überdimensionierte Motten die zu gross sind um an Fliegenstreifen kleben zu bleiben? Ein Buchtitel fragt: Warum haben Engel Flügel? Mich würde eher interessieren, ob die mit denen flappen beim Pop… Ähm. Weihnachten, das Fest der Triebe.
Zurück zu den Einkäufen. In diesem Land denkt man noch mit. Jetzt im Winter, wenn es kalt ist, da bietet es sich an, wenn man bekleidungsmässig mit mehreren oder auch dichteren Schichten verpackt ist. Nun hat die Region Norddeutschland erst kürzlich festgestellt, dass Winter sehr spontan und heftig kommen kann (das kenne ich aus eigener Erfahrung) und dass Winterreifen nicht bloss coole Gadgets für Leute mit zuviel Geld sind. Also muss es schnell gehen. Aus diesem Grund werden hier in der Gegend (also dort) Muffs schon in Form gezüchtet. Wenn die Kälte hereinbricht, muss nur noch mit kräftigem Zug… Öhm. Eben. Apropos Zug: Hier (also dort) gibt es die nette Regelung, dass am Wochenende und abends ein Ticketinhaber des öffentlichen Verkehrs einen Nichtinhaber mitnehmen darf. Inhaber geht vor, der Mitgenommene geht nach. Da man nicht immer mitgenommen aussieht, fällt es der vorausgehenden Dame schon mal ein, zum Busfahrer zu sagen „Der Tütenschlepper gehört zu mir“. Der fand das dann auch noch witzig. Aber es gibt noch universelle Gerechtigkeit. Kurz darauf beim Gewürzekaufen (schliesslich war ich in einem exotischen Land zu Besuch, da kauft man Gewürze) packt der ältere Herr die Behältnisse in eine kleine Tüte, guckt mich an, dann katza, streckt es ihr hin und meint (mit dem „Küchenblick“): „Ich nehm mal an, SIE trägt das“. Das fand ICH dann witzig.
Das sind die versteckten Integrationsschwellen, alles Absicht.