Das "Tage"-Buch historisch und hysterisch
Die ollen Krümel von früher
Zürich ist, ich muss das wieder einmal sagen, eine schöne Stadt. Das ist mir aufgefallen, als mein Tram am Morgen auf der Brücke zwischen Central und Hauptbahnhof stehenblieb. Man sieht dann über die Limmat hoch in Richtung Zürichsee, links und rechts die alten, sich an den Fluss schmiegenden Gebäude. In der Ferne die schneebedeckten Berge und die aufgehende Sonne, die langsam den dunklen Himmel in ein samtiges Blau verwandelt und die Stadt mit ihrem Licht übergiesst wie Honig. Dann fühlt man sich schon mal als Zürcher, obwohl in meiner ID Appenzell steht, ich irgendwo im Unterland aufgewachsen bin, über verschiedene Kantone gezogen bin und in den letzten Jahren ein bisschen mehr Aargauer Einflüsse abbekommen habe als vorgesehen. Ich lebe ja auch jetzt nicht in der Stadt, sondern kurz davor, noch nicht richtig in der Agglomeration, aber jenseits der Stadtgrenze, in diesem surrealen Dorf-an-Stadt-Gürtel. Bei uns stehen nicht wie bei den Hardcoreagglos die Nuttenschleudern vor der Tür, bei uns gibt es keine Low-Twen-Luxus-Tussen, die zwar in den billigsten Läden den teuersten Schampus kaufen, aber bei den Pflegeprodukten offensichtlich bei der Grabbelkiste aus den Vollen schöpfen. Bei uns grüsst man sich und man sagt in der Migros danke, wenn man vorgelassen wird.
Zürich hat verschiedene Facetten. Wir haben auch wieder freundliche McDoof-Bedienungen (wahrscheinlich weil die neu sind) und obwohl Zürich als hektischste Stadt der Schweiz gilt, schlägt der Puls halt doch schweizerisch. In Los Angeles gibt es Ecken, da stehen sie JEDEN Morgen fünf Stunden im Stau. In Zürich hat man in fünf Stunden alles gesehen. Zu Fuss. Spaziertempo. In vielen Städten herrscht nach Schneefall alles im Chaos und überall ist alles matschig. In Zürich passiert das nicht. Wenn hier Schnee fällt, dann herrscht das Chaos auf den zuführenden Autobahnen und eigentlich schafft es dann keiner in die City. Matschig wird es normalerweise auch nicht, es taut höchstens and und friert dann zu, schliesslich ist mit Glatteis mehr Spass möglich als mit Pflotsch, wie das bei uns heisst. Gestern beim Umsteigen zum Beispiel ging eine Frau vor mir, die krampfhaft auf ihre Füsse starrte und vorsichtig trippelte, um nicht auszurutschen und sich langzulegen. Dafür ist sie dann mit dem Kopf mit lautem BONG an das Zone30-Schild geknallt. Ich musste ja sowas von das Lachen unterdrücken. Schadenfreudig sind sie nämlich auch, die Leute in Zürich.
Wo der Schweizer im stillen schadenfroh ist, stellt sich der Deutsche direkt vor die Bong-Frau und lacht sich einen Wolf.
P.S. Du scheinst aber ganz schön grosse Ohren zu hpaben, hörensemal.
Ach, das lautstarke Lachen hat ihr Sohn übernommen. ICH mach sowas ja nicht.
Die Ohren krieg ich regelmässig langgezogen :)
Ja wenn schon so’n Riesendrucker reinpasst.
P.S. Ich hätt bestimmt gelacht. Schlimm.
Schlimm.