Das "Tage"-Buch historisch und hysterisch
Die ollen Krümel von früher
Es war Samstag, es war schönes Wetter, es war nicht zu heiss, und die Stimmung war gut. Was lag also näher, als nach Zürich zu ziehen mit luftigen Klamotten an und der Absicht, tierisch abfeiern zu gehen. Schliesslich war ja wieder einmal Street Parade. Bis anhin wurde die so stiefmütterlich als kleine Schwester der Love Parade bezeichnet (vor allem von den Love Paradern), was jetzt nicht mehr geht, denn auch wir in der kleinen Schweiz hatten diesmal über eine Million Leute da (steigende Tendenz im Gegensatz zu den andern). Die Kostüme und Wagen sind immer noch besser und wir haben keine Fischerchöre und keine RTL2-Wagen, nebenbei sind unsere BigBrother-„Stars“ alle schon wieder vergessen, weswegen wir auch keine Pseudoprominenz haben, die ihre Möchtegernberühmtseinfressen in irgendwelche Kameras strecken.
Was einige Leute an ALLEN Paraden nicht schnallen: NICHT mit dem Auto anreisen, schon gar nicht am Tag der Parade selber, denn die stehen da so lange im Stau oder suchen Parkplätze, bis in der Stadt alles vorbei ist. Wobei ich bei den Deutschen nicht sicher bin, ob die das nicht mit Absicht machen, schliesslich verbringen auch jedes Jahr ein paar Tausend ihren Urlaub zu Ostern und im Sommer auf deutschen (und anderen) Autobahnen. Das muss so ein Urtrieb sein wie bei den Lemmingen, die sich rudelweise von der Klippe stürzen (Lemminge, so sei den Computer-Lemmings-Spielern verraten, sind NICHT grün!). Dabei sind Autobahnen eigentlich selten was Schönes, aber was erwarte ich von einem Land, die Ballermann als Kulturhauptstadt Spaniens sehen. Schweifen wir von den Vor- und Urteilen zurück zur Parade.
Auf einem Balkon uns gegenüber standen zwei Muskelposer mit weissen Handschühchen und deren krampfhaft beckenkreisende Freundinnen. Die männlichen Exponate waren weder cool, noch die weiblichen erotisch oder sexy oder sowas. Aber man bildet sich schliesslich was ein. Hinter/über uns im ersten Stock des Hauses aber waren zwei Seniorinnen, die ebenfalls ihr Augenmerk auf die vorbeiziehende Parade richteten und hey, die gingen ab, gaben alles und so. Poser gibt es an solchen Anlässen ja genug, coole Alte hingegen nicht. Nun lenkte sich natürlich sofort die komplette Aufmerksamkeit jedes (wirklich JEDES) Wagens sofort zu den Rave-Omis und weg von den Schlaffis gegenüber. Das gleiche passierte mit jeder Meute hinter den Wagen. Respect to the gray haired ladies! Und für den Balkon gegenüber ein Zitat aus einem Beck-Song: „I’m a loser baby, so why don’t you kill me“!
Die Energy war eigentlich auch ganz nett, aber bis zu meinem Heimgang recht… hmmm… nein, unspektakulär kann ich nicht sagen, denn akrobatisch verrenkende Bikini-Tänzerinnen, Feuerspeier, Breakdancer, Headspinner, Feuerakrobaten, Safri Duo LIVE und recht cooler Sound sorgten schon dafür, dass die Post abging. Vielleicht war es anders, weil man die Luft nicht abschneiden und den Sauerstoff rauswringen musste. Oder weil man nicht nach fünf Minuten schon von irgendwelchen nackten Oberkörpern mit Fremdschweiss vollgesabbert wurde. Oder weil man zur Abwechslung mal Platz zum hotten hatte. Bis zu dem Moment, wo sich einer auf meinen Fuss setzte. Ein sagen wir mal… korpulenter… nein… umfangreicher… auch nicht… Hmm. Nein, es geht nicht anders, der war FETT. Tut mir leid, political correctness mal beiseite, der war einfach nur mit einem tierisch gigantischen Hintern gesegnet und platziert den GENAU auf meinem linken Fuss. Ich hab den dann mit Schwung wieder drunter hervor gezogen, was der irgendwie gar nicht so gemerkt hat. Wischte sich bloss den Hosenboden leicht ab. Also am ehesten war er mit dem Typen aus Austin-Powers-2 zu vergleichen. Der ganz ganz Grosse, der da vorkommt. Würg! Ein kleines Experiment konnte ich mir natürlich nicht verkneifen, nämlich rauszufinden was passiert, wenn man seinen Tanzstil etwas verändert und gaaanz zufällig jemanden tritt. Nichts! GAR nichts. Das Fett schlug nicht mal so starke Wellen, dass es bis zu ihm durchgedrungen wäre. Kein Wunder heisst es, Dicke seien gemütlicher, wenn gar nichts bis zu ihnen durchkommt. Und jetzt läster ich nicht mehr weiter und versuche meinen Fuss wieder auf eine normale Grösse zusammenzufalten.
in amerika ist die korrekte phrase ja "horizontally challenged"
Schade, dass der Kay-X schon so früh brösemelete…. tja, das Alter. Traurig, denn danach da tat Tatana Wundersames. Peinlich auch, dass es der graugreise RAndy noch Stunden länger (aus-)halten konnte ;-)
Party on my dear Pöttibör!!