Das "Tage"-Buch historisch und hysterisch
Die ollen Krümel von früher
Morgens früh im Bus, ich versuche meine Augen so zu fokussieren, dass sie die Buchstaben in meinem Buch so weit auseinander halten können, um einen sinnvollen Text zu ergeben. Da wird meine Aufmerksamkeit durch akustische Einflüsse abgelenkt. Hinter mir isst jemand einen Pfirsich. Einen saftigen wohl, so richtig mit schlürfen und schmatzen. Nur fehlt mir der dabei typische fruchtige Pfirsichgeruch und so augenwinkle ich leicht nach hinten. Kein Pfirsich. Ein knutschendes, sich ab- und ausleckendes Paar. Mir ist durchaus klar, dass heftiges, verliebtes Geknutsche nicht völlig geräuschfrei abgeht, aber wenn mir spontan Verbindungen zu einem Klopümpel auf Reinigungstour einfallen, dann ist das unschön.
Sie musste dann glücklicherweise an der nächsten Haltestelle raus und entsprechend die Beiden aus einander. Wieder wende ich mich dem Buch zu, da drängelt sich ein Angehöriger der Rasse Mensch neben mir auf den Sitz, Marke „gebildet“. Oder anders gesagt, einer, der denkt, Bildung durch eine randlose Brille und Lehreroutfit „Sommeredition“ simulieren zu können. Ein Inteleller. Einer, dem Mami beim Anziehen geholfen hat, bis er, schätzungsweise, das Alter von 43 erreicht hat. Also bis heute. Kurze Hosen für Männer, die oberhalb Knie aufhören sind peinlich, die gehen allenfalls noch an deutschen Bierbauch-Touristen, aber auch nur weil die sowieso JEDEN Scheiss tragen.
Weiter unten folgen dann verschiedene Variationen von NO GO bis NO NO GO AT ALL. Variante 1: Socken in Sandalen. Hallo? Sandalen sind dazu gedacht, Luft an die Füsse zu lassen. Sehen dabei aber (mit Ausnahme einiger Trendsporttretern) so richtig Kacke aus und die Altmännerlatschen, die an Jungmännerfüssen gesehen werden, sollten zur Strafe in Vorgenannte treten. Variante 2: Barfuss in geschlossenen Lederschuhen. Kann man machen, wenn man Pilzzucht als Hobby hat oder gerne an den Fusssohlen schwitzt wie ein Schwein. Riecht auch bestimmt peppig frisch, aber wozu gibt’s Febrèze. Variante 3: Mit Socken, aber kurzen Hosen in geschlossenen Lederschuhen. Die Socken hochgezogen. Das einzige GO bekommen Australier, die zu kurzen Hosen Kniesocken anhaben. Das ist dort Kultur, bei uns ist es hässlich. Aber richtig. Und wer gebildet sein will, der soll sich doch auch mit Alltagsintelligenz ausstatten. Dabei meine ich noch nicht einmal das in den Hosenbund gewurschtelte Kurzarmhemd mit Fliege. Sondern eher: Wer SO einen Nullgeschmack hat, bleibt zuhause. Wer küsst wie ein defektes Abflussrohr auch. Die Umwelt dankt.
so was und ähnliches erleb ich fast täglich in der s8 auch ;o)
Es gibt schlimmeres … knallenge Jeans-Shorts quasi ohne Hosen-Bein, leider auch ohne jegliche Unterhose getragen – da bleiben keine Fragen offen. Oder Füße in sehr offenen, eigentlich akzeptablen Sandalen mit steinzeitlicher Hornhaut oder ausgeprägtem Nagelpilz (in diesen Fällen dann LEIDER ohne Socken). Auch immer wieder schön: Goldkettchen auf Brusthaar bei Aussicht auf Bauchnabel.
Also bei uns sehen wir das viel lockerer: Wenn der Prinz das Dornröschen küsst, freuen wir uns. Akustik hin oder her. Wenn Rumpelstilzchen zu kurze Socken trägt, nehmen wir’s gelassen. Nur meine GROSSMUTTER ist da auch nicht wirklich tolerant und so trage ich, wie eh und je, mein gutes, altes Schürzchen.
NO NO GO AT ALL => NO (NO GO AT ALL) => (NO NO) GO AT ALL => (DO) GO AT ALL => GO!
Okeeh, muss ich dafür jetzt mathematische Mengenlehre der grammatikalischen Substrukturen studieren?
nur wenn du ganz fest willst – sonst nicht ;)
Ich will schon ganz fest, ich weiss nur nicht, ob ich das Richtige will :))))