Everybody wants to fool the world

Man denkt, es wird Herbst und siehe da, packt doch Petrus den Sommer nochmals aus. Die Sonne scheint, es ist warm und wenn man wieder das Cap vergisst und der Kopf heiss läuft, gerät das Gehirn knapp an den Rand einer Kernschmelze. Wie ein Ei, das im kochenden Wasser tanzt, hüpfen auch die Gedanken im brodelnden Hirn umher und widersetzen sich jeglichen korrekten Gedankenbahnen. Besonders den politisch korrekten und hoffentlich hat man seine Zunge im Zaum. Bei der Haltestelle „Friedhof“ den älteren Mitreisenden im Bus zuzurufen „Hey, ihr müsst hier raus!“ ist einerseits sehr unhöflich und andererseits sehr gefährlich. Manch Weisshaariger war damals im Dreissigjährigen Krieg dabei und kann noch ganz fies mit dem Gehstock zuschlagen. Aber ich vertrage halt die Hitze nicht.

Was Hitze und Stress anrichten können, hat Michael Douglas in Falling Down ziemlich deutlich vorgemacht. Also im Vergleich wäre eine ranzige Bemerkung einer Panzerfaust doch vorzuziehen. Falling Down im Kino anzusehen ist eines, im gleichen Zug eine Beziehung anzufangen was anderes. Ganz schlechtes Omen. Falling down. Nomen es Omen. Apropos Nomen, ich sehe grad eine Omo-Werbung: Momo. Dieses krausgeköpfte Mädel aus einem Film in den… was war das… Achtzigern? Hat den eigentlich jemand gesehen oder wurde für den immer nur Werbung gemacht? Das war meines dumpfen Erinnerns gemäss auch von Ende (auch wieder so ein Name), der auch die Unendliche Geschichte geschrieben hat. War die auch so oder kam es einem beim Lesen nur so vor? Da gab es sogar mehrere Filme mit diesem Mogli-Verschnitt und dem langhaarigen LSD-Drachen. Aber Momo, die Hauptdarstellerin, die macht heute auf HipHop. Liegt wohl an dem Afro, den sie in dem Film tragen musste. Deren Eltern muss man irgendwie auch einen Vorwurf machen, ihre Tochter Radost zu nennen. Passt sicher in den abstammenden Kulturkreis, aber auf den Wen-hänseln-wir-den-heute-Pausenhof der durchschnittlichen Abendlandschule? Glasnost. Grillrost. Bofrost.

Ach, wenn wir schon bei political correctness sind und ich mich nackig in die Nesseln werfe, setzen wir gleich noch einen drauf. Im Tram hing vor kurzem ein Schild einer Kulturveranstaltungsreihe „Frauen. Ein Zyklus“. Menstruationstheater? Reicht es nicht, dass man das einmal im Monat ertragen muss, soll man da auch noch EINTRITT zahlen? Die Tatsache, dass es Theaterstücke gibt, wo eine Vagina Monologe führt ist an sich schon erschreckend genug. Dass eine Aufführung innerhalb dieses Zyklusses dann noch „Szenen einer Ehe“ heisst, treibt es wohl auf die östrogenschse Spitze. Geht da jemand freiwllig rein ausser Emma-Abonnentinnen, die sich bestätigen lassen wollen, dass ihre Ehe ein Ausbund an Langeweile ist? Deren Mann sieht dann bestimmt so aus, wie das abgemagerte Stück Ex-Mann heute im Bus. Bleich, eingefallene Wangen, baumwollzertifizierte Ökokleidung (mundgepflückt) und ein Chiffonschal leicht um den Hals drapiert. Gegen Batteriehaltung geht man vor, aber gegen DAS?

So einen muss man aufwecken. Der soll zu Hause auch mal etwas erwidern dürfen. „Schatz, ich geh gleich nochmal in die Küche“ – „Wie bist du da überhaupt rausgekommen?“. Da geht dann wieder was. Entweder die Tür oder er. Dann ist er wach. Geht auf die Piste und traut sich was. „Geiler Arsch!“ – „Sehr erfreut, ich bin die Claudia“. Was mich zum eigentlichen Ansinnen dieses Textes bringt. Oder auch nicht, weil ich vor lauter Ab- und Ausschweifungen den Rest vergessen habe.

Aktuell im Ohr: Tiësto – Just Be

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