Der Sommer kann kommen. Aber langsam.

Woran denkt man, wenn an der Tramhaltestelle ein weibliches Solariumopfer neben einem steht? An in Kakao gerollte Dörrpflaumen? An gegerbte Ledersessel im Möbelhaus für Billigeinkäufer? An strandgrillierte Ferienausflügler? Da trifft man hin und wieder solche an. Oder die paar Gehirnlosen, die sich eincremen und dann Beachvolleyball spielen, nur um beim ersten Stolperer auszusehen wie ein paniertes Schnitzel. Aber nochmals zu den Ferien. Für Homestaying-Geschädigte bieten verschiedene TV-Sendeanstalten (warum das Anstalten sind, ist wohl auch jedem klar…) Reisesendungen an oder, fast noch besser TV-Ferien-Shopping. Da bekommt man zwar keine Oxy-wash-super-clean-mach-alles-weiss-und-polier-das-radio-und-füttere-den-hund-kaffemaschinen-entkalkungs-fieberbläschen-wegmach-sonder-packung-für-nur-9.99 dazu, aber schöne Bilder und ganz viele Sonderwochenwochensonderaktionen. Jede Woche. Da kann man dann Ferien buchen in Türkei. Oder auf Spanien.

Apropos buchen in: Dass ich in Spanien buche ist mir klar. Dass ich in Griechenland buche ist mir auch klar. Dass ich in Zypern buche ist mir nicht ganz klar, weil Sandhaufen gibt es hier auch. Und ein Werbeplakat „Hier sind Sie überall von 10’000 Jahren Geschichte umgeben“ finde ich lachhaft, weil beide Hälften offensichtlich aus den letzten 10’000 Jahren nichts gelernt haben, was aber eine andere Geschichte ist. Also buche ich in. Neu kann man seine Ferien auch im Internet buchen. Aha? Setze ich mich vor den PC, buche meine Zeit und sitz dann zwei Wochen vor dem Bildschirm? Wie macht man Urlaub im Internet? Stehen da die Deutschen um fünf Uhr früh auf und hängen ein Strandtuch über den Bildschirm? Werden billige Anmachen mit Pop-Ups angezeigt?

Apropos Pop-Ups: Die püssen hier thematisch wenigstens, so von wegen pop. Sind schäbige Männeranmachen die Analogversion von SPAM? Grundsätzlich ist der Inhalt wahrscheinlich der gleiche, jemand will einen zu Sex zwingen, mit was protzen, wozu in der Regel nur Vi@gr@ in der Lage ist oder einem ans Geld. Beziehungsweise einer. Obwohl, da sind doch wieder einige Unterschiede: SPAM-Mails müssen sich vorher keinen Mut antrinken, man kann Sie von Anfang an wegfiltern (die meisten) oder man bekommt sie mit einem Klick weg und nicht mit einer mehrstündigen Abwimmelkampagne. Aber wie kam ich eigentlich hierher, ich wollte doch bloss über Ferien schreiben.

Apropos schreiben: In den Ferien macht man neben lesen, brutzeln, Sightseeing, See-Sighting doch auch eines: Kreuzworträtseln. Meistens, wenn man darauf wartet, dass das Flugzeug kommt, der SPAMmer geht oder man gar ist. Dabei zeigt sich sofort, wer ein rätwortskreuzliges Weichei ist. Ein Unwürdiger der mediterran vertriebenen Urlaubs-Rätselmagazine. Das Geschwür am Ende der intellektuellen Nahrungskette: Der-Rätsel-mit-Bleistift-Ausfüller. Optimiert nur noch durch den hinten am Bleistift angebrachten Onboard-Radiergummi. Frevel! Was für Bettsockenträger! Ein KWR füllt man mit Kugelschreiber oder Filzstift aus. Basta. Entweder man weiss es oder man weiss es nicht. Dann schreibt man’s falsch und steht dazu. Oder schreibt es nicht und gibt zu, dass man sogar DAZU zu doof ist. Es gibt nichts dazwischen. Schliesslich hab ich mir mit dieser Methode in meiner Kindheit mein Algemeinwissen mit Bodensatz versehen. Was nur einen Nachteil hat. Wenn man mich etwas fragt, zum Beispiel „Wie hiess noch gleich dieser französische Feldherr?“, dann kommen Antworten wie „Wieviele Buchstaben?“ oder „Zwölf Senkrecht“ denkbar deplatziert.

Aktuell im Ohr: Aural Float – Zwei G

One Comment on “Der Sommer kann kommen. Aber langsam.

  1. Die ideale bzw. authentischste Schreibweise für Viagra scheint mir tatsächlich Vi@gra@ zu sein. ;)
    Übrigens: "Sightseeing und See-Sighting" – genial, Herr Keks.