Tischlein deck dich

Nicht weit von uns, im Hinterland von Zürich, da, wo es noch als Agglo durchgeht aber nicht so schön ist wie unsere Wohngegend weil die Autobahn durchgeht, da gibt es was Neues. Aus einer Dorfspelunke wurde ein Table-Dance-Club. Für diejenigen, die noch mehr aus der Provinz kommen: Das ist keine Tanzveranstaltung in der Küchenabteilung von IKEA. Da wird gestript. Gestrippt. Sich ausgezogen. „In der Schweiz gibt es das?“ hör ich es schon schreien. Gibt es. Seit ein paar Jahren auf der anderen Seite von Zürich, direkt neben der Waschanlage, wo man nicht mehr weiss, ob da die Autos mehr Öl verbrauchen oder die Frisuren der Fahrer. Da gibt es schon länger einen solchen Schuppen und neugierig wie ich damals war (ich war jung und brauchte die Bilder) musste ich sofort die Webseite abklappern. Schliesslich muss man über das kulturelle Angebot informiert sein, das in der Umgebung zur Verfügung steht. Nun ist beim Table-Dance nicht das banale Klamottenwerfen und An-Stange-reiben der Anziehungsfaktor. Ausziehungsfaktor. Sondern man kann sich dort mit Nackigmachdollars ausstatten und die in der Unterwäsche von sich entblössenden Damen und Herren platzieren. Also nur denen auf der Bühne. Im Zuschauerraum ausziehen für Taschengeldaufbesserung zählt nicht. Interessanterweise heisst es in den Regeln, man dürfe die Tanzmäuse nicht anfassen. Trotzdem soll man sie aber mit Geld behängen. Wie soll das gehen? Antackern?
Aber zurück zu dem Etablissement, dem länger existierenden. Die Bilder, die ich da zu sehen bekam schreckten mich eigentlich eher ab. Die muskulösen eingeölten Typen (in der Gegend MUSS es eine Ölquelle geben) sind nun nicht ganz mein fall, also beschränkte ich mich auf die Frauenseite. Die sahen allerdings… wie sag ich das… ETWAS unnatürlich aus. Ich gerate in einen leichten Beschreibungsnotstand. Ach nein, doch nicht. Ihr kennt sicher die Bilder von Disneyworld. Da gibt es auch das Epcot Center. Florida ist eine sehr flache Gegend. Stellt euch nun, zwei solcher Epcot Center Kugeln auf dem flachen floridianischen Untergrund vor. Okay? Nun transferiert das ganze in einen Frauenkörper. Flach mit zwei aufgesetzten Kugeln. Bingo. Nur dass die Statik von Epcot besser ist. Das hält bestimmt länger als Silikon. Dazu gab es auch schon verschiedenste Untersuchungen. Die einen sagen, das halte ewig. Kennt jemand diese Reliquienhäuser, in denen menschliche Knochen und Schädel aufbewahrt werden? Gruselig, zugegeben, aber bei weitem unspektakulärer als eine Kapelle voll nicht biologisch abbaubarer Silikonimplantate.
Apropos biologisch: Um eben dem vorzubeugen, dass die ganzen Models normal beigesetzt werden können und keine eigene Sondermülldeponie brauchen (oder ein Lagerfeld, hähä), erfand ein ganz schlauer Mensch Einbaukissen gefüllt mit Sojaöl. Abbaubar? JA! Sogar schon während sie noch im Körper sind! Super! Man stellte nämlich plötzlich fest, dass sich die auflösen und rinnen. Da tut sich aber ein neues Marktsegment auf. Anstatt sich drüber aufzuregen sollte man zukünftig jeweils eine Brust mit dem Ölkissen füllen, die andere mit Essigkissen. Spontan Lust auf Salat? Kein Problem, zweimal squeeze, squeeze und das Dressing ist komplett! Dann könnte man die Still-BH’s locker etwas cooler designen. Je nachdem wie alt die Polsterträgerin ist würde auch endlich der Spruch „extra vergine“ Sinn machen.

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