Bettmümpfeli

So nennt man in der Schweiz ein Zubettgehgoodie. Also zum Beispiel diese kleinen Schokolädchen auf Hotelbettkissen, die man sich vor dem Schlafen, aber nach dem Zähneputzen noch zuführen kann. Oder kleine BommBomms, die man sich mal noch husch husch reinschiebt. Ich weiss, unter Zubettgehgoodie und letzem Wort letzten Satzes verstehen einige natürlich wieder was anderes, aber wir Schweizer sind brav und anständig, da geht es wirklich nur ums Essen.
Apropos Anstand: Als ich kürzlich in einer Schlange anstand (CH für sich anstellen. Also nicht sich anstellen wie etwas, sondern sich für etwas anstellen, klar?), da dachte ich, es müsste doch auch etwas geben, wo man nicht Schlange steht, sich doof zahlt und trotzdem nichts dafür kriegt. Gibt es auch. Am Samstag waren wir in Hergiswil am Vierwaldstättersee („Ist das der Vierwaldi, ich glaub ich riech den?“) in der Glasi. Ein kleiner Surprise Outflight in eine der ältesten Glashütten der Schweiz, wo aber nicht mehr industriell geglast wird, sondern Gebrauchs- und Kunstgegenstände. Eintritt frei. Nur der Parkplatz kostet. Fünfzig Rappen pro Stunde. Ist schon krass, wie die alten Eidgenossen den Touristen das Geld aus den Taschen ziehen. Also könnte man sich jetzt denken: Also wenn es nichts kostet, dann kann es ja nichts taugen. Da irrt sich der Tum. In einem feinen Rundgang wird multimedial und trotzdem zum Anfassen die Geschichte der Glasherstellung erzählt, mit vielen Experimenten für Bild („Stell dich mal hinter dieses Glas. Krass, was für eine Riesenfresse!“) und Ton („Warum vibrierst du so?“ – „Hatte meinen Ko~o~opf in diesen beiden Ku~u~ugeln dri~i~in“) angereichert und am Ende kann man den Glasbläsern beim Handwerk zusehen. Wobei es eigentlich ja Mundwerk heissen müsste, schliesslich wird Glas geblasen. Das sind also gestandene Männer, die jeden Tag hunderte Blowjobs machen und keiner kuckt sie schief an. Oder man hat einfach Angst, dass einem jemand für eine blöde Bemerkung einen halben Liter flüssiges Glas in die Unterhose träufelt.
Echt spannend. Man kann sogar selber blasen, bei dem Herrn in der Ecke. Und am Ende darf man das gute Stück mit nach Hause nehmen. Die Glaskugel meine ich, die man selber aufgepustet hat. Einfacher (und schöner) kommt man allerdings zu Glas, in dem man in einen der Shops geht, den 1.Wahl-Shop (schweineteuer) oder den 2.Wahl-Shop (etwas unter schweineteuer). Wenn man die Warteschlangen DORT betrachtet, dann weiss man auch, warum die keinen Eintritt verlangen müssen. Glasse Taktik.

Aktuell im Ohr: Nur noch das Rauschen des Lüfters

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