Büchergewürm

Buchhandlungen sind toll. Bücher sind super. Buchhändlerinnen sind, nach meinen Erfahrungen, eher… hm… wie sag ich das jetzt? Sie haben die erotische Ausstrahlung eines Birkenstock-Vertreters. Nun mag man ja sagen, das ist nicht prinzipiell ein Anstellungskriterium, aber muss man jemandem sofort ansehen, dass Bücher lesen der einzige Zeitvertreib ist? Vielleicht bin ich auch nur etwas angeranzt wegen gestriger Ereignisse. Nach wochenlangen Überlegungen, ob ich denn ein bestimmtes Buch nun kaufen soll oder nicht, beziehungsweise erst die englische Version lesen soll, die schon länger zu Hause liegt oder nicht, habe ich mich gestern entschieden, den Kauf zu tätigen. Ich habe das Buch in diesem einen Laden seit Wochen regelmässig gesehen. Ausser gestern. Da hat – ganz in Murphys Tradition – irgendein Depp genau dieses Buch gekauft. Nun ist der Laden zwar extrem gut gelegen, aber – offensichtlich kann man es sich dann leisten – wenn ich in der Hölle verloren gegangene Dämonen suchen müsste, ich würde dort fündig werden. Also habe ich mich vor den Verkäufern (männlich wie weiblich) eher gefürchtet und machte mich auf den Weg zur nahe gelegenen Zweitfiliale. Vierhundert Meter später stand ich vor einem Regal und suchte im Regal, um allerdings festzustellen, dass dort ebenfalls dieser gesuchte Roman nicht vorrätig war. Eine Stimme, welche die Aussentemperatur von Minus Vier Grad wie ein tropisches Lüftchen erscheinen liess, fräste sich gnadenlos durch mein Rückenmark. „Suchen Sie etwas?“ – „Ja, doch. Cryptonomicon von…“ – „Haben wir nicht *fräs*“ (nicht, dass ich das nicht eben selber festgestellt hätte) …Pause… „Aber ich kann im Computer nachsehen und die andere Filiale anfragen *fräsfräs*“. Das fan ich eine gute Idee, weil zumindest schienen sich die nicht gegenseitig voreinander zu ängstigen. Also bat ich um entsprechende Unterstützung und Sie tippte den von mir genannten AUTOREN ein (nicht etwa den sehr prägnanten TITEL, schreibt also STEVENSON und startet den Suchlauf. Nach einigen Momenten fragt sie mich dann auch, wie man es schreibt, ich korrigiere auf STEPHENSON und sie sucht nochmal. Da kommen halt ein paar und sie fragt mich nach dem Vornamen. Den ich ihr auch schon gegeben habe. Sie tippt NEIL und sucht und ich darf nachher auf NEAL korrigieren und nochmals ward gesucht. Tatsächlich fand sie es dann und rief an. Kurz darauf legt sie wieder auf und sagt zu mir: „Haben die auch nicht *fräääääs*“. Was erwarte ich nun als Kunde von jemandem, der mir was verkaufen möchte, um sein Einkommen zu sichern? Einen frostigen Blick und ein Schweigen? Hallo? Kundenorientierung = Fremdwort? Kein „Ich kann es aber bestellen“? Nein. „Aha. Na dann schau ich doch mal bei der Konkurrenz, danke schön“. Wo ich es auch fand. Und noch MEHR.
Mit Cryptonomicon unterm Arm fiel mir dann noch ein, dass ich von einem Autoren zwei Bücher habe, die ich super fand und gerne mehr lesen würde. Nur fiel mir der Name nicht mehr ein. Vom Autor. Von den Büchern schon. In dem Laden sahen die Umblätterökos freundlicher aus (sind sie auch) und so begab ich mich zum Infopoint und fragte. Ich erwähnte, dass ich zwei Bücher besitze, das eine heisst SIEBEN und das zweite irgendwas ZEICHEN DER SECHS oder so. „Sieben wie der Film?“. Nein, werfe ich ein. Das ist was anderes. Nun ist das Suchprogramm der Buchhändler irgendwie Kacke und wenn man SIEBEN eingibt, dann kommen auch die sieben Geisslein. Keine brauchbare Einschränkung möglich und es waren ja auch bloss 2348 Suchergebnisse. Sie dreht sich um und fragt ihre Kollegin, ob sie ein Buch namens SIEBEN kennt. „Sieben wie der Film?“. Nein, werfe ich ein. Das ist was anderes. Nein, kennt sie nicht. Dann fällt mir ein: Der Autor könnte FROST heissen. Sie sucht. Findet einen MARK FROST und der hat ein Buch namens SIEBEN geschrieben und ich nicke und sage, das müsste der sein. Also schnappt sie sich einen Katalog, um nach einer Inhaltsangabe zu suchen, die uns bestätigen soll, was ich eigentlich schon gesagt habe. Findet aber nichts im Katalog. Will dann wissen, ob ich denn die Hardcoverausgabe haben will. Ich habe ihr dann nochmals erklärt, dass ich die eben erwähnten Bücher schon besitze. Zweite Kollegin kommt und meine Informantin fragt sie, ob sie ein Buch SIEBEN kennt. „Sieben wie der Film?“. Nein, werfe ich ein. Das ist was anderes. Konnte mich knapp davon abhalten, über den Tresen jemandem an die Gurgel zu springen. Zurück zum Computer, wo ich erfahre, dass Mark Frost nur ein Buch geschrieben habe, zumindest auf Deutsch. Ich habe dann nochmals erwähnt, dass ich die beiden Bücher HABE. Auf DEUTSCH. Und mich eigentlich nur interessieren würde, ob der noch mehr geschrieben hätte. Egal in welcher Sprache. Sie bot mir dann einige weitere Bücher an, wo aber die Titel offensichtlich (für mich zumindest) aussagten, dass das jeweils die gleichen waren wie meine, nur halt in anderen Sprachen. Das andere Buch hat er übrigens auch geschrieben, ist aber vergriffen. Dafür weiss ich jetzt, dass Frost auch schauspielert und man Filme mit ihm bestellen kann. Vielleicht ist das aber auch ein ganz anderer, was mir aber auch wurscht ist, weil ich ja eigentlich nur weiteren Lesestoff erfragen wollte. Es gibt Momente, da ist Internet der Buchhandlung voraus. Und Erotik gibt es einen Klick weiter Links.

Aktuell im Kopf: Assemblage 23 – Lullaby

3 Comments on “Büchergewürm

  1. keine ahnung… der name passt, aber ob er’s ist. so speziell ist der name ja nicht. allerwelt und so :) aber ich denk mal, schräg genug wär’s