Das "Tage"-Buch historisch und hysterisch
Die ollen Krümel von früher
Ich sollte es eigentlich langsam im Griff haben, dass halb neun NICHT 9:30 Uhr ist (Weshalb spricht man das hier eigentlich nicht neundreissiguhr? Oder schreibt es 9 Uhr 30?). Also zumindest beim Wecker stellen übt dieser Unterschied einen gewissen Einfluss aus. Aber das sind Peanuts, mit ein bisschen Denken bekommt man das geregelt, auch wenn der Wecker nach einem langen Samstag mitten in der Nacht gestellt wird. Bei den Österreichern ist es ja NOCH einen Tick schlimmer und ich schnall immer noch nicht, was „Dreiviertelzehn“ eigentlich bedeutet. Ist das Viertel vor Elf oder Viertel vor Zehn? Und wenn ja oder nein, warum? Könnte mir das in den Comments mal jemand erläutern? Da nützt es nichts, wenn ich zur Hälfte aus dem österreichischen Genpool gepanscht worden bin, so sprachliche Eigenheiten gehen mir auch an der österreichischen Arschbacke vorbei. Ich bin ja schon froh, dass mir die Bezeichnungen einiger Nahrungsmittel bekannt sind, damit ich mich nicht zum totalen Affen mache, wenn ich dort was zu Essen bestelle. Oder ich verhindere geschmackliche Entgleisungen (Zum Beispiel: Beuschel. Na, was könnte das wohl sein? Lunge! Oder: Grammeln. Na? Das ist der Abfall, der übrigbleibt, wenn man das Speckfett auslässt. Da machen sie dann Knödel draus. Yummy! Oder dann gibt’s noch „Gebackenes Euter“ oder „Gebackenes Hirn“. Das ist dann auch wirklich das, was es heisst. Ohne lustige Umschreibungen.) Aber zurück in die Schweiz. Weil, mir wurde diese Woche vorgehalten, ich sei in meinen Einträgen der Meister des Abschweifens. Das meinten früher schon meine Lehrer bei Aufsätzen, wenn ich das eigentliche Thema kurz anschnitt und dann, durch einen interessanten Gedankengang abgelenkt, anfing, quer durch die Gegend zu hüpfen und zusammenschrieb, was halt grade so kam. Es stand dann regelmässig drunter, dass es zwar sehr gut sei, ich mich aber mehr an die Thematik halten solle. Wenn ich in der Tourismusbranche arbeiten würde und es den Begriff Island-Hopping noch nicht gäbe, ich könnte ihn erfinden. So ähnlich denke ich. Sagt man. Aber zurück in die Schweiz. Schweizer sind seltsam. Man stelle sie neben jemanden, der nicht Schweizerdeutsch spricht und man beobachte zwei mögliche Verhaltensvarianten: Entweder ist es ein linguistischer Hardcorepatriot, der denkt, wer schon herkommt, der soll gefälligst schwiizerdüütsch verstehen und sprechen, oder man brabbelt automatisch in Hochdeutsch. Egal, ob das Gegenüber Schweizerdeutsch versteht oder nicht. Allein die Tatsache, dass er es nicht sprechen kann, impliziert, dass er es wohl auch nicht VERSTEHT. Einige Schweizer versteht man allerdings auch nicht, wenn sie Hochdeutsch sprechen und das nicht nur, weil sie Wörter verwenden, die es im Hochdeutschen gar nicht gibt. Noch lustiger wird es, wenn der Schweizer dann annimmt, dass der Deutsche nicht nur kein Schweizerdeutsch versteht, sondern wahrscheinlich – weil Ausländer – sowieso Mühe hat, und automatisch anfängt, langsam, laut und überdeutlich zu sprechen. Hey, die sind deutsch, nicht doof (obwohl das eine das andere nicht ausschliesst, aber das gibts überall). Haaallooo, iccchhh biin der Heerr Mülleeer, iccchhh brauuuccchhhe ein Taaaggsi am Viiiertl voor Elfi. Haaaben Siiie verschtanden? Warum nimmt man eigentlich sofort an, bloss weil jemand die Sprache nicht perfekt spricht, dass er sie dann nicht verstehen kann? Du verstehen? Ich nix italienisch, ich dir erkläre deutsch, aber sage, wenn nix verstehe. Geht ins Gleiche Kapitel wie Babysprache. NATÜRLICH lernen die unsere Sprache nie! Wenn wir mit ihnen sprechen wie die Deppen, dann müssen die doch annehmen, die Sprache SEI so. Das nennt man Eigentor. Aber zurück in die Schweiz. Wenn ich bloss noch wüsste, was ich eigentlich schreiben wollte. Na egal, wird mir sicher wieder einfallen. Wenn nicht, dann mach ich einen Kurs in Schwiizerdüütsch. Das wär sicher luschtig. Mal luege, vilicht chunnt mer öppis in Sinn, wo da würd ane passe. Zum Biischpiil, dass Keks bi eus Guetzli heisst. Odr.
"Plätzli" wäre aber auch eine luschtiges schwiitzerdüütsches Wort, odr?
Übrigens verstehe ich die Ösis da auch nicht mit ihren Uhrzeit-Definitionen. Ich tippe einfach mal, dass *scrollhoch* Dreiviertelzehn "Viertel nach 9" bedeutet, aber sicher bin ich mir da nicht.
plätzli IST ein schwiizerdütsches wort, wird aber für flache fleischstücke verwednet, also schnitzelchen :)
aaalso, nachdem ich ungefähr 1242343434 Termine wengen diesem dummen Uhrzeitangaben verpasst habe, hab ich mir meinen Palm geholt, und gedacht, so würd sich das Problem lösen. Denkste … Freitag eine besprechung um 30 Nach 2 gehabt, halb 2 dagewesen, gewundert, wieso keiner da war…
Aaaaalso, da kann ich helfen, ich hab das nämlich mal von nem Ösi erklärt bekommen.
Man rechnet so : 10 ist das volle, was man erreichen will. Beginnen wir um 9. Wenn dann eine Viertelstunde verstrichen ist, ist es "Viertel Zehn", denn ein Viertel bis zur 10 ist geschafft. Dann kommt logischerweise "Halb Zehn", dann, weil der Uhrzeiger bis zur Zehn drei Viertel des Kreises zurückgelegt hat, "Dreiviertel Zehn" … und dann kommt endlich "10". Um es kurz zu machen, die logische Reihenfolge:
Viertel Zehn
Halb Zehn
Dreiviertel Zehn
Um Zehn
Alles klar? ;)
Ja. Dann ist es in Österreich jetzt 21 Uhr 60.
Häh?
Wieso haben die Schweizer Problem mit etwas, was den Österreichern und Süddeutschen völlig gelaüfig ist? Das ist doch alles nur ein paar Kilometer auseinander und das was bei und im Kleinwalsertal rumläuft waren mal Schweizer, die jetzt Österreicher sind, die aber nur über Deutschland aus ihrem Eck raus kommen. Soll heissen total vermischt.
Halb 10, dreiviertel 9 und Viertel nach 8 sind doch völlig normale Angaben. Habt ihr nie Bruchrechnen gelernt?
*total.verwundert*
Angel
BTW:
Meine Schweizer Verwandten benutzen dieselben Zeitangaben. Ist das was Kanton-spezifisches?
viertel VOR und viertel NACH sind mir klar, bloss das DREIVIERTEL macht mich wundernd.
und ein paar kilometer können sprachliche welten ausmachen.
Bei meinen Grosseltern gab’s noch Viertel und …
Aber was das dann für ne Uhrzeit war, hab ich nie kapiert… und das Dreiviertel irgendwas is mir auch nicht wirklich geläufig.
Also du siehst Angel, auch wenn vieles ähnlich ist, manche Dinge sind halt auch total unterschiedlich :-).