Das "Tage"-Buch historisch und hysterisch
Die ollen Krümel von früher
Schweizerwochen bei mckeks. Nachdem ich in einem der letzten Einträge schon unseren Bergzwergen Unrecht getan habe, möchte ich unseren internationalen Lesern unser schönes Land noch etwas näher bringen. Diesmal zum Thema Sport statt Kultur (ha!) wie letztes Mal. Rausgepickt habe ich ein paar Sportarten, die ETWAS exotischer sind und vermutlich an anderen Orten nicht anzutreffen sind (in dieser Form zumindest). Aber ich kenn ja auch nicht jede kranke Ecke dieser Welt, also ich kann mich da irren. Und ich kann mich auch irren, wenn es um die Regeln geht, ich zieh hier bloss drüber her, aber stundenlange Recherchen habe ich mir erspart. Und euch.
Auf die erste Disziplin hat mich RAndy hingewiesen, denn in der Kategorie „Tiere sind nicht nur zum Essen da“ tritt ein Kuriosum aus seinem Heimatkanton auf, dem Wallis. Ebenfalls ziemlich bergig (Matterhorn steht dort) und ebenfalls mit dünner Luft versehen, scheint dies ein guter Nährboden für einheimische Eigenheiten zu sein. Es geht um Kuhkämpfe. Dabei wird die Rasse der Eringer Kühe eingesetzt, weil die etwas stärker und wohl auch etwas doofer sind als die anderen, die sich für Werbezwecke einsetzen lassen. Eine Anzahl von um die 15 Kühe werden in eine Arena getrieben und dort sich selber überlassen. Nach anfänglichem Beobachten kann es dann schon mal vorkommen, dass paarweise aufeinander losgegangen wird, bis die Weicheuter-Kuh den Schwanz einzieht und aus dem Rund flüchtet. So lange bis halt nur noch eine drin übrig ist. Zur Beruhigung, die murksen sich nicht ab, die schmeissen bloss die andern raus. So hab ich das zumindest verstanden. Drum ist das wohl auch noch erlaubt und eine Attraktion. Der Besitzer der Gewinnerkuh ist dann tierisch stolz und gewinnt was. Ruhm und Ansehen. Tjaja, worauf Bergbewohner nicht alles kommen wenn sie ein paar Wochen eingeschneit sind.
Nummer Zwei der illustren Auflistung ist das Schwingen. Die Schweizer Version von Sumo-Ringen für nicht ganz so Fette und nicht ganz so Nackte. Eigentlich tragen die alle in etwa das Gleiche (stalltaugliche Cordhosen und was hellblaues Hemdähnliches mit kleinen Alpenblümchen drauf… aber schwuchtelig darf man sie trotzdem nicht nennen, das mögen sie gar nicht). Statt dieser Reifengummi-Tangas, wie sie die Japapaner tragen, werden hier Sackshorts übergestülpt. Nein, das sind keine Eierwärmer oder anders geartete Genitalienwärmer, sondern wirklich kurze Hosen aus Sack. Mehlsack oder so. Daran packen sich die Kontrahenten dann und schwingen einander dann durch eine kleine Arena aus Sägemehl. Deshalb wohl der Name. Wenn man einen an der Hose packt (also nicht am Sack, das ist verboten und tut weh) und durch die Gegend wuchtet, heisst das Hoselupf. Dann muss das so ähnlich funktionieren wie beim Wrestling, dass der Gegner im Mehl landet und dort festgehalten wird, bis er entweder in den Sägespänen erstickt ist oder der Ringrichter den oben liegenden zum Sieger erklärt. Oder so. Also ich find da Sex besser, da kann man auch gewinnen, wenn man unten liegt.
Gewinnersportart der Exoten in unserem Land ist aber das Hornussen. Das hat nichts mit Hornissen zu tun, auch wenn in der Schweiz beides gleich heisst. Dafür ist im Gegensatz zu den beiden Vorgängern keine Arena nötig, sondern ein grosses Feld. Am Anfang des Feldes liegt die Abschlagstelle. Das ist ein langgezogener Holz-(oder Metall-)bogen in Bodennähe. Am Ende dieses Holzes liegt der Nuoss auf, das ist ein ballähnliches Gebilde, ich glaub Hartgummi. Daneben steht der Abschläger mit einem langen Schläger. Ne, Schläger ist nicht richtig, sieht fast aus wie eine vier Meter lange Reitpeitsche, also das ding ist biegbar und hat am Ende eine Verdickung. Nun holt der Schläger aus, schwingt die Peitsche (aber trotzdem ist Schwingen der andere Sport) und lässt dann den Schlagkopf genau über den Holzbogen gleiten (erfordert Präzision) um mit dem Schlagkopf den Nuoss wegzuballern. Bis hier bestehen noch ganz ganz entfernte Ähnlichkeiten zum Baseball. Nun bekommt die Sache aber neue Dimensionen und ähnelt eher dem Pizzabacken. Denn auf dem Feld verteilt stehen die Fänger und die haben alle grosse Holzkellen in Händen, die verdammt so aussehen wie die Backschaufeln der Pizzabäcker. Wenn der Nuoss geflogen kommt, schmeissen alle ihre Pizzaschaufeln in die Höhe, um das heranschiessende Etwas abzufangen und sich gegenseitig zu erschlagen. Ihr seht den Sinn dahinter nicht? Willkommen im Club.
Sollte hier tatsächlich jemand mitlesen, der vielleicht eine Ehrenrettung betreiben will, oder sich da super auskennt (kann auch jemand ausser Niela sein, hähä), so möge man doch bitte Licht ins Dunkel bringen. Ich lerne ja gern was dazu. Zum Beispiel ob Eringer Kühe auch auf Pizza lecker sind.
Nachtrag: Fast hätt ich es vergessen. Beim Kampfkuh-Infos suchen bin ich im Wallis noch auf eine andere Sportart gestossen, die wollte ich euch nicht vorenthalten: Schweizer Meisterschaft im Militärschuh-Weitwurf. Das sollte diesem Land zu denken geben.
…und wie ich immer schon zu sagen pflegte, irgendwie muss man dieses putzige Volk einfach gern haben :)…
Ne, also dazu sag ich nun auch nichts mehr, sondern stell mir schmunzelnd vor, wie die Nicht-Schweizer uns wohl wahrnehmen ;-))