Mit mir kann man’s ja machen

Unterassistenten sind die Frontschweine der Krankenhausinnung. Die vorderste Reihe von angehenden Weisskitteln, die man zu Forschungszwecken auf den Patienten loslässt. Das hat insofern was Gutes, dass diese angehenden Mediziner/Chirurgen (jaja, da gibt’s Rassenunterschiede) noch ein Mass an Interesse und Freundlichkeit an den Tag legen und noch nicht mit einer – wohl angezüchteten – Arroganz von Assistenzärzten (Erfahrungswerte) an das noch lebende Fleisch von Schutzbefohlenen gehen. So eine hatte ich heute, als ich zu einer neurologischen Nachkontrolle antanzen durfte (nicht in unserem geschätzten Hause, man will ja etwas Abwechslung haben). Nachdem mich ein Tippfehler ursprünglich zum Erscheinen um 00:00 Uhr aufforderte, ich das aber vorgängig abweisen konnte, stand ich also kurz vor 09:00 Uhr auf der Matte und wurde geheissen, mich im Neurologie-Warteraum zu platzieren. Um 09:10 wurde ich dann von der Nochnichtärztin gefunden, weil die mich im Bereich für Neurochirurgie gesucht hatte. Dann wurde ich ein Stockwerk höher geführt und durfte dort im Besprechungszimmer Platz nehmen und Auskunft geben, was in den letzten paar Monaten so alles los war und ausführen, was in meinen Akten nicht ganz klar war (und einen weiteren Tippfehler berichtigen, der mir ein ganz seltsames Datum unterjubeln wollte). Dann holte sie ihre Spielzeugkiste raus und wir durften in ein weiteres Zimmer wechseln. Spielzeugkiste heisst, dass da verschiedenene Werkzeuge drin sind, mit denen man Patienten nerven kann. Ich kannte das ganze Prozedere ja schon und hab dann fleissig und freundlich mitgemacht um das zu einem Schnellen Abschluss zu bringen. Vorsichtshalber hab ich sie auch drauf hingewiesen, dass sie den depperten Fusssohlen-Kitzeltest mit Vorteil aus einem Sicherheitsabstand mit ausgestrecktem Arm machen solle, weil ich schon mal jemanden beim Kitzeln halb bewusstlos getreten habe (keine Konnektivität mit Fussgeruch, möcht ich erwähnt haben!). Fingerspitzen an Nase stupsen, zappelnde Finger beobachten, in gleissendes Licht starren und auf Zehenspitzen durch den Raum gehen waren nur ein paar der netten Spielchen. Also ich kann so Untersuchungen nur empfehlen, man muss sich richtig das Lachen verkneifen, weil man sich so bescheuert vorkommt. Die Kiste mit dem Kram drin hat mich so ganz diffus an Braveheart erinnert, wo auch immer wieder neue Werkzeuge aus dem Fundus des Folterers zu Tage gefördert wurden. Na egal. Wieder zurück ins erste Zimmer, nachdem ich meinen Luxuskörper wieder angewandet hatte. Von dort aus den Chefarzt rufen, dann Zimmerwechsel wieder ein Stockwerk tiefer. Erneutes Blabla, noch ein paar Wiederholungen aufwärmen, was denn wann wie wo gewesen sei. Dann hatte Prof. Dr. Pappnase die nette Idee, man könne mir jetzt doch noch etwas Blut abzapfen. Vampirsäue! Also durfte ich mich wieder woanders platzieren, in einem anderen Wartebereich. Dann ging die Unterassistentin (seltsamerweise gibt es keine Oberassistenten) los und wollte mein Aussaugen organisieren. Nach der Durchsicht zweier langweiliger Zeitschriften wurde ich in ein weiteres Stockwerk zu einem weiteren Wartebereich geführt. Wo ich mich wieder hinsetzen und noch mehr langweilige Zeitschriften durchblättern durfte. Da waren wenigstens ein paar Miss-Schweiz-Kandidatinnen im Bikini drin. Etwas später durfte ich dann im Abzapfraum des Labors ein Stühlchen beziehen und eine nette Dame piekte mich und molk mir zehn Reagenzgläser voll meines Blutes ab. machen die da Würste draus oder wie? Dann wurde ich mit Verdacht und einem schicken Pflaster entlassen. Ich würde später noch zur Kardiologie aufgeboten. Super, nochmal dorthin und noch mehr Wartebereiche, Zimmer und Stockwerke kennenlernen. Hach, was freu ich mich da aber. Bin ja gespannt, ob ich wieder einen Nachwuchsschnippler bekomme oder ob ich aufsteige.

Aktuell im Ohr: Depeche Mode – I Feel Loved

3 Comments on “Mit mir kann man’s ja machen

  1. Wieso brüllst du denn Wuff, das gibt ganz böse, bösartigste Halsschmerzen, du!

    Irgendwie, Keks, hab ich voller Spannung gelesen und noch mehr Spannung und noch mehr und und und – wo ist der kekstypische, ironische bzw. zynische bzw. sarkastische Schlusssatz, der auf eine Po-Ente schliessen lassen könnte? ;)
    P.S. Ich weiss schon, weshalb ich keine Blutwurst esse.