Das "Tage"-Buch historisch und hysterisch
Die ollen Krümel von früher
Ein schöner ruhiger sonniger Sonntagnachmittag unter Freunden, mit flanieren, Boot fahren und Sonne geniessen. Es tut sich ein leichtes Hungergefühl auf und es wird die Entscheidung getroffen, sich dem körperlichen Wohle des Essens zuzuwenden. In Seenähe in Zürich gibt es eines der Mövenpick-Restaurants (ich muss es mir jedesmal verkneifen, hier nichts Schweinisches zu schreiben) und dort führte unser Weg hin, weil man dort sehr lecker essen kann. Wir lassen uns nieder, lassen die Karte auf uns wirken und bestellen. Ausser ich, ich kann ja nicht einfach normal bestellen. Mein Blick war auf das Steak Tatar gefallen, das dort in zwei Versionen angeboten wurde, wobei EINMAL erwähnt stand, dass Zwiebeln drin sind. Aber eigentlich wollte ich sowieso die Classic-Variante, wo die Erwähnung solcher Zusatzstoffe fern blieb. Als Gewohnheitstier, das der Mensch nun mal ist, vergewisserte ich mich beim Aufnehmer der Bestellung (nachfolgend „Kellner 1“ genannt) noch einmal – unter der Anbringung des Hinweises auf schwere Allergie – erkundigte, ob denn WIRKLICH und GANZ SICHER keine Zwiebeln da drin seien. Er verneinte, worauf ich bestellte. Die Zwiebeln seien da Deko und könnten weggelassen werden. Irgendwann später, wir mussten ja warten, bis mindi und EEliinaa (das hat was mit finnski zu tun) ihre Vorspeisen runtergeschlungen hatten (SIE zumindest) wurde dann mein Tatar aufgetischt. Mit Genuss machte ich mich drüber her und pappte ein Stückchen auf meinen knusprigen, mit Butter bestrichenen Toast. Der Geschmack liess mich stutzen. Das kleine Fitzelchen irgendwas, das an der Schnittstelle hervor lugte noch mehr. Ich hielt das Teil auf einer Messerspitze zu mindi rüber. Der examinierte das kurz und meinte, er würde auf Zwiebel tippen. Ein weiteres Stückchen reichte ich zu EEliinaa, die wollte das auch untersuchen. Sie ist zwar Medizinerin, aber hey, wer widerspricht schon Ärzten *buhahaha*. Dann wollte auch Tschamp noch einen Teil haben, damit wir auch ganz sicher waren. Als ob die nicht alle selber was bestellt gehabt hätten. Entscheidung der Abstimmung: Es waren Zwiebeln. Also rufen wir den erstbesten Kellner, der sich zeigt („Kellner 2“). Ich frage nach, ob in dem Tatar denn sicher keine Zwiebeln seien. Nein. Ganz sicher? Ja. Keine Zwiebeln? Nein. Sieht aber so aus als ob. Kann mich nicht mehr erinnern, ob da noch ein Nein kam, bevor er dann sagte, er würde nochmals fragen gehen. Kellner 2 kam dann wieder und meinte, doch doch, das sei normal, dass da Zwiebeln drin seien (drum hatte er vorher wohl auch noch behauptet, es seien keine drin), denn das gehöre da in die Gewürzung rein. Für mich persönlich geriet ab da die Situation aus meinem Übersichtsbereich, denn irgendwie hatte ich das leichte Gefühl, mein Schatz geht im an die Gurgel, aber da kann ich mich getäuscht haben. Zumindest gab es dann noch einen sprachlichen Konflikt und kurz bevor Blut floss gab ich den Teller zurück und bat um ein Glas Milch, um einen allfälligen Ausbruch von Symptomen im Keim zu ersticken. Kellner 2 nahm den Teller mit und lieferte fristgerecht meine Milch. Ich knabberte noch etwas an meinem Toast rum, denn wenn ich schon kotzen hätte müssen, dann wenigstens mit Substanz. Kellner 1 tauchte dann wieder auf, entschuldigte sich und bot mir etwas anderes an, ein Carpaccio oder ein Lachstatar, was zwiebelfrei sei (sicher!) und ich erwiderte, nein danke, es sei besser, wenn nicht. Er könne das sofort organisieren, aber ich konnte ihm dann klar machen, dass ich ausser meiner Schweizer Neutral-Milch nichts mehr weiter zu mir nehmen wollte. Kellner 2 versuchte mir etwas später noch einen Dessert schmackhaft zu machen, aber mein Gesichtsausdruck musste wohl deutlich genug NEIN gesagt haben. Später als abgeräumt wurde kam auch noch ein bis dahin unbefleckter Kellner 3 dazu, der dann mit einem Grinsen zu mir meinte (in der Absicht, einen lustigen Spruch vom Stapel zu lassen): „Na, der Herr mit der Milch, heute früh ins Bett?“ Kellner 2 gegenüber hatte fast einen Herzinfarkt und tellergrosse Augen und meine Seite des Tisches konnte sich beim Anblick dessen kaum das Lachen verkneifen. Beim Abgang vom Tisch hat dann 2 die 3 sofort zur Seite genommen und ihn wohl über die etwas peinliche Situation aufgeklärt. Auf jeden Fall war mir nicht kötzig und eigentlich hatten wir es recht lustig. Aber bloss weil der halbe Tisch die Zwiebeln aus meinem Tatar gefressen hat und weil meine Herzallerliebste jetzt meine Heldin ist. Tatar mach ich in Zukunft selber. Lustig, dass ich das Rezept dazu (das ich leicht abwandeln werde) ausgerechnet auf der Homepage von Mövenpick fand. Und wenn ich wiede rmal ein Glas Milch umsonst will, dann bestell ich was mit ohne mit Zwiebeln, simuliere ein bisschen und schon läuft das. Cleveres Kerlchen, was?
Heldin? =)
Sagen wir mal so: dem ist nichts mehr hinzuzufügen, ausser dass ich jetzt weiss, dass man sagen muss "Sie müssen HOCHdeutsch mit mir sprechen", und nicht nur: "Sie müssen deutsch mit mir sprechen", um niemanden zu beleidigen.
P.S. ;) Wer ist eigentlich der clevere Kerl, von dem du sprachst?
Die armen Kellner….bei den ARbeitsbedingungen fürs Gastgewerbe in der Schweiz mußte die das Beef Tartar sicher von ihrem geringen Gehalt auch noch bezahlen…*g*
Wen DU aber auch immer solche Sonderwünsche hast….fürchterbar….*lach*
*grinsel*
Dann quatsch ich hier auch wieder mit, wenn ich schon kann :-). Zu sagen/erzählen hab ich zwar im Moment nix, aber was solls :-)…