Technik diktiert unseren Alltag. Egal ob Wecker, Fernseher, Eisenbahn, Computer oder was auch immer sonst aus Plastik und Metall sich in unseren Weg stellt. Jeder Scheiss wird erfunden und gebaut und für jedes Produkt gibt es sicher einen Käufer, ebal wie bescheuert es ist. Es gibt nämlich immer einen noch Bescheuerteren, der dafür Geld ausgibt. Das meiste davon wird uns auf 24-Stunden-Shopping-Kanälen angeboten von Verkäufern, die nicht viele Unterschiede aufweisen zu ihren nahen Verwandten, den Budenbesitzern und fahrenden Händlern auf Jahrmärkten. Was ist deren Stärke? Unverdrossenes Quasseln in erhöhter Lautstärke, das perfekte Aussprechen jeden Preises mit einem Neunundneunzig hintendran und eine erstaunliche Fähigkeit, Menschen zu hypnotisieren un dihnen Kram aufzuschwatzen. Natürlich sind Produkte wie ein 20-Kilo-Kessel „Eversuperclean“ klasse, mit denen man Turnschuhe weiss bekommt, das Sofa von speckigen Ablagerungen befreit, die Fugen im Bad weiss kriegt und zum Schluss mit dem umsonst mitgelieferten Zubehör „Gummihandschuh“ auch noch das Familienauto polieren kann. Bloss: Wenn diese Dinge WIRKLICH so gut wären, warum verkauft man die nicht an Orten, wo sie für den Markt zugänglicher wären, wie zum Beispiel in… hmm… einem LADEN? Und wieso gibt es immer eine Geldrückgabegarantie? Wenn es so gut ist, warum dann zurückgeben? Rätselhaft, oder? Ich meine, die Gemüseschnetzler, die einem auf Märkten in die Tasche geschrien werden und neben Tomaten, Gurken und Nüssen (mit Schale) auch Steaks (T-Bones mit ganzem Knochen), Eier (wenn es sein muss inklusive Huhn) und komplette Kürbisse zerkleinern (oder verzieren, aber nur mit der Halloweenzusatzbox für 29.99), die sind ja ganz nett. Die taugen sogar ab und zu was, bloss wo bringt man das 47-teilige Set in einem normalen Haushalt unter? Man bekommt ja NIE nur das, was man haben wollen würde, sondern immer noch den ganzen Müll vom Vorjahr, den damals keiner gekauft hat. Die durchschnitlich ausgerüstete Hausfrau könnte wohl jedes erdenkliche Lebensmittel in einer speziell dafür geeigneten Maschine oder mit einem Schneideauf-, -zu- oder -absatz zubereiten und es auch noch mit lustigen Schnörkeln versehen auf den Tisch bringen. Aber dafür gehen wir lieber zum Chinesen mit den Gemüseschnitzereien. Jaja, die Technik. Aber eigentlich ging es mir ja um die spektakuläre Technik der Verkäufer, uns armen Benutzern immer wieder aufzufaseln, dass wir ihre Sachen unbedingt kaufen müssen. Und vielfach gelingt das. Was mich überrascht ist, dass diese Verkäufer nicht laufend von Sekten abgeworben werden um uns ihre Glaubensrichtung anzudrehen. Die hätten viel mehr Erfolg als diese altertümlich gekleideten Türklopfer, die einem den Wachturm vors Gesicht halten. Vielleicht würden uns dann auch seltsame Science-Fiction-Filme mit John Travolta erspart bleiben.
Ich frage mich ja schon, welche Menschen ohne jegliches Schamempfinden die Werbejingles gewisser Spots im TV und Radio singen („Allgäuer Latschenkiefer“, oder die lustigen Werbebotschaften von Waschmittel oder Windelherstellern, die coolen Melodeien von Suppenverbrechern…). Aber der Jingle, der HIER kommt, den find ich ganz besonders gelungen. Vergesst nicht den Sound einzuschalten.
Ich hab ja von drüben schon mal angedroht, dass ich einige meiner Ferienerlebnisse noch zum besten geben würde und siehe da, es ist soweit, ich mach die Drohung wahr. Es wird nicht so detailliert wie es war oder so langatmig wie die kanadischen Landschaften langgezogen sein können, aber ein paar Sächelchen würd ich schon gern teilen. Deshalb wandert alles etappenweise in diesen gleichen Eintrag hier.
ERSTE ETAPPE : Zürich – Flug – Vancouver, Zugfahrt über Kamloops nach Calgary
Es ging ja schon beim Boarden des Flugzeugs in Zürich los. Eine Dreiherreihe und wo sitz ich? Zwischen zwei Japapanern, die aber lieber zusammen sitzen wollen uind mir dafür den Fensterplatz überlassen, den ich nicht will, wo sie mich aber hinscheuchen. Diskussion überflüssig und auch völlig hinfällig, denn wie es sich für Japaner auf Reisen gehört, sprechen sie alle Fremdsprachen ausser japanisch NICHT. War ja nur bis London, diese knapp eineinhalb Stunden vergingen auch wie im Flug (wer DIESEN Satz generiert hat sollte den Löwen zum Frass vorgeworfen werden, denn wenn man sich nur Economy leisten kann, vergeht NICHTS, vor allem keine Zeit!). Den wichtigen Briefumschlag, den ich hätte einwerfen müssen (in Zürich) hab ich dann natürlich aus London schicken müssen, was aber vorgängig Geldwechseln erforderte – zu einem Scheisskurs – und Briefmarkenkaufen – NUR im Block, nicht einzeln. Dafür hatte ich dann nach Klischeejapanern auf dem Überseeflug zwei männliche Klischeeitaliener vor mir, noch mucho macho ging fast nicht. Warum muss man in einem dunklen Flugzeug Sonnenbrillen in die Haare stöpseln? Stimmt, Haarreif ist die richtige Antwort, denn was lange genug in DEN zugeschleimten Haaren gesteckt hat wird zum Durchsehen prinzipiell komplett untauglich. Also ihr mekrt schon, die Einstimmung war fabulös. Aber das Ankommen in Kanada (nach einem recht unterhaltsamen Film – A Knight’s Tale – der sicher noch unterhaltsamer gewesen wäre, hätte man das Flugzeug nicht nur für die letzten 20 Minuten abgedunkelt) war dann schon besser. Schönes Wetter, angenehme Temperaturen, freundliche Menschen – ausser dem Knaller im Hotel – und günstige Preise machten einen überaus netten ersten Eindruck.
ZWEITE ETAPPE : Calgary – Edmonton – Jasper
DRITTE ETAPPE : Jasper – Zugfahrt über Prince George nach Prince Rupert – Fähre nach Port Hardy
VIERTE ETAPPE : Port Hardy – Courtenay – Victoria – Vancouver Airport – Zürich
Nachtrag in der Überarbeitung: Ich glaub, ich hab die Notizen noch irgendwo. Hm. Glauben heisst, nicht wissen. Ich such glaub mal.
Kennt nicht jeder diesen Satz aus dem Munde seiner oder ihrer Mutter? Dabei ist es aber natürlich so, dass nicht Gummibärchen, Schokolade oder T-Bone-Steaks gesund sind, sondern natürlich immer nur das, was wir hassen. Da sist eine der ungerechten Gesetzmässigkeiten im Universum. Hustensirup. Ist ziemlich BÄH aber gesund. Ausser dieser eine da, der ist süss lecker und hat auch gar kein süchtig machendes Codein drin. Glaube ich zumindest. Gemüse. JEDER Mensch hat (mindestens) irgendein Gemüse, das er hasst und vernichten will. Aber genau DA sagt Mami „Aber das ist gesund!“. „Ist mir doch egal, ich muss kotzen davon!“ würde man ihr gern entgegenschreien, leider ist man zu dem Zeitpunkt meistens noch ein Kind und würde sich deratige Äusserungen niemals nicht erlauben aus Angst vor Repressalien oder dem Verstecken von lecker Fressalien. Also schweigt man und wird erwachsen und weigert sich ab sofort und ist stolz auf sich. Dann sagt der Arbeitskollege auf dem Nebensitz. „Du, das ist aber gesund!“ ARGH! Wird man das nie los? Doch, man legt sich eine Allergie zu, das funktioniert dann sehr gut. Man kann sich gut entschuldigen damit; der kleine Nachteil ist, man kotzt WIRKLICH, wenn man es isst. Aber es wäre ja SO gesund. Warum behauptet man das eigentlich? Soll das ein Anreiz sein um etwas zu essen, was man nicht mag? Jede Erpressung oder Drohung dürfte da mehr helfen als dieser Satz. Aber Mütter aller Zeiten sind so richtig drin festgefahren in diesem Satz, deshalb hört man ihn immer und immer wieder und keiner glaubt echt dran (andere Beispiele: „Grösse ist nicht wichtig“ oder „Ich liebe nur dich“ etc.). Aber es scheint irgendwie die Seele zu beruhigen. Zumindest diejenige desjenigen welcher dasjenige sagt. Oder umgekehrt? Ach was weiss ich? Apropos, wissen, ich weiss, dass in gewissen Kreisen behauptet wird, Eigenurin sei gesund. Das ist noch so ein Stuss, bloss weil das gesund sein soll, muss man ja nicht… IÄRKS. Obwohl es ja Zeitgenossen gibt, die denken, sie können sich aus sich selber ernähren, also ein menschliches perpetuum mobile oder so, die leben nicht von der Hand in den Mund, wie das Sprichwort sagt, sondern von der Nase in den Mund. Es wurden ja schon viele Menschen mit dem Finger in der Nase erwischt, das ist ja noch nicht tragisch, die gehen wenigstens in sich und holen was aus sich raus, und so gewisses hartnäckiges Zeugs kommt halt besser mit Hilfe eines Fingernagels raus, aber dann gibts TASCHENTÜCHER! Nicht alles was von innen kommt muss da auch wieder hin zurück. *schüttel* Dies war ein Statement für guten Geschmack. Danke fürs Zuhören und hoffentlich hats den einen oder andern kräftig geschüttelt.
Nein, nur mal so am Rande als Anmerkung, ich bin NICHT verschollen. Ich nehme eine kleine Auszeit und mache ein Urlaeubchen in Kanada. Da weiss ich auch nicht wie man das ae, oe oder ue einfach mal so eben macht, deshalb ohne.
Fuer die Interessierten meine Reiseroute:
Vancouver – Kamloops – Calgary – Columbia Icefield – Banff – Lake Louise – Calgary – Edmonton – Jasper – Prince George – Prince Rupert – Port Hardy – Courtenay – Victoria – Vancouver.
So. Das einfach mal so. Und meine Zeit im Internetcafe laeuft grad ab, also bis demnext mit den ganzen Berichten ueber die Reise :) Oooh ja, mein Hirn schlaeft nicht…
Gestern noch schien die Sonne.
Gestern noch waren die Bäume grün.
Doch gestern fielen auch schon kleine gelbe Blätter von den Bäumen.
Ich hatte diese Melodie im Ohr und schaute den Blättern zu.
Sie waren trocken und zerbrechlich.
Sie fielen ganz langsam, im Wind schaukelnd zu Boden.
Alles lief wie in Zeitlupe.
Und doch war alles in kräftigen Farben wie schon lange nicht mehr.
Dann kam die Nacht und dein letztes Blatt fiel.
Es würde keine neuen Blätter mehr geben an deinem Baum.
Am Morgen regnete es.
Es war kühl und es tropfte in mein Gesicht als ich nach oben schaute um die Blätter zu sehen.
Aber es war nur grau dort.
Die Tropfen des Regens gesellten sich zu meinen eigenen.
Langsam kam die Sonne wieder hervor.
Da wusste ich, dass dein Baum und deine Blätter weiter wachsen würden.
Irgendwo, wo die Sonne wieder schien.
Und hier, wo wir jedes Blatt hegen und pflegen müssen, denn irgendwann wird es vom Wind verweht werden.
Für meinen Dad, 1926 – 2001
„chisel pointed for extra penetrating power“
(Meisselform fÜr extra Eindring-Kraft)
Was bin ich froh, stand dieser Text auf einer Packung Heftklammern und nicht auf Kondomen. Eindringen, penetrieren, stechen, nageln sind sowieso AusdrÜcke, die einem bzw. einer schon im Vorfeld den Spass verleiden könnten. Das Einzige, was einigermassen vertretbar klingt und mir jetzt grad einfällt ist „deflorieren“. Aber das klappt ja bloss nur einmal.
Rent-A-Kid
Wohlgemerkt, diese Idee stammt NICHT von mir, sondern von einer Frau! Die ist darüber hinaus noch Mutter! Schlägt mir aber allen Ernstes vor, ich könne mir als Single ja mal ein Kind ausleihen (gegen irgendwas, was dann ja Miete wäre), weil Männer mit Kindern ziemlich gut ankommen bei Personen des weiblichen Geschlechts. Da muss sich irgend etwas unter der Oberfläche abspielen, was uns Männern verborgen bleibt. Okay, uns bleibt das meiste verborgen. Eigentlich alles, wenn ich mir das genau überlege. Gehört das in die gleiche Kategorie wie Frau mit Hund? „Ach, ist der (SIND SIE) niedlich, beisst der (SIE)? Darf man den streicheln (DARF ICH SIE POPPEN)?“ Also solle ich doch mit einem dieser Racker an den Zürisee zum Frauen gucken. Bloss muss ich dann anscheinend aufpassen, was ich antworte, wenn mir Fragen gestellt werden. „Ist das Ihrer?“ + „Nein, ich hab den Hosenscheisser bloss für den Aufriss“ = FALSCH. „Sie mögen Kinder?“ + „Schon, ich bekomm bloss kein ganzes am Stück runter“ oder „Mit Pfeffersosse schon“ = FALSCH. „Ist das Ihres?“ + „Leider nein, ich passe nur für eine Bekannte auf sie auf“ = RICHTIG. Wie die weiteren Feinheiten zu platzieren sind werde ich noch abklären, auch, wie man da wieder rauskommt, wenn man gelogen hat.
Es war Samstag, es war schönes Wetter, es war nicht zu heiss, und die Stimmung war gut. Was lag also näher, als nach Zürich zu ziehen mit luftigen Klamotten an und der Absicht, tierisch abfeiern zu gehen. Schliesslich war ja wieder einmal Street Parade. Bis anhin wurde die so stiefmütterlich als kleine Schwester der Love Parade bezeichnet (vor allem von den Love Paradern), was jetzt nicht mehr geht, denn auch wir in der kleinen Schweiz hatten diesmal über eine Million Leute da (steigende Tendenz im Gegensatz zu den andern). Die Kostüme und Wagen sind immer noch besser und wir haben keine Fischerchöre und keine RTL2-Wagen, nebenbei sind unsere BigBrother-„Stars“ alle schon wieder vergessen, weswegen wir auch keine Pseudoprominenz haben, die ihre Möchtegernberühmtseinfressen in irgendwelche Kameras strecken.
Was einige Leute an ALLEN Paraden nicht schnallen: NICHT mit dem Auto anreisen, schon gar nicht am Tag der Parade selber, denn die stehen da so lange im Stau oder suchen Parkplätze, bis in der Stadt alles vorbei ist. Wobei ich bei den Deutschen nicht sicher bin, ob die das nicht mit Absicht machen, schliesslich verbringen auch jedes Jahr ein paar Tausend ihren Urlaub zu Ostern und im Sommer auf deutschen (und anderen) Autobahnen. Das muss so ein Urtrieb sein wie bei den Lemmingen, die sich rudelweise von der Klippe stürzen (Lemminge, so sei den Computer-Lemmings-Spielern verraten, sind NICHT grün!). Dabei sind Autobahnen eigentlich selten was Schönes, aber was erwarte ich von einem Land, die Ballermann als Kulturhauptstadt Spaniens sehen. Schweifen wir von den Vor- und Urteilen zurück zur Parade.
Auf einem Balkon uns gegenüber standen zwei Muskelposer mit weissen Handschühchen und deren krampfhaft beckenkreisende Freundinnen. Die männlichen Exponate waren weder cool, noch die weiblichen erotisch oder sexy oder sowas. Aber man bildet sich schliesslich was ein. Hinter/über uns im ersten Stock des Hauses aber waren zwei Seniorinnen, die ebenfalls ihr Augenmerk auf die vorbeiziehende Parade richteten und hey, die gingen ab, gaben alles und so. Poser gibt es an solchen Anlässen ja genug, coole Alte hingegen nicht. Nun lenkte sich natürlich sofort die komplette Aufmerksamkeit jedes (wirklich JEDES) Wagens sofort zu den Rave-Omis und weg von den Schlaffis gegenüber. Das gleiche passierte mit jeder Meute hinter den Wagen. Respect to the gray haired ladies! Und für den Balkon gegenüber ein Zitat aus einem Beck-Song: „I’m a loser baby, so why don’t you kill me“!
Die Energy war eigentlich auch ganz nett, aber bis zu meinem Heimgang recht… hmmm… nein, unspektakulär kann ich nicht sagen, denn akrobatisch verrenkende Bikini-Tänzerinnen, Feuerspeier, Breakdancer, Headspinner, Feuerakrobaten, Safri Duo LIVE und recht cooler Sound sorgten schon dafür, dass die Post abging. Vielleicht war es anders, weil man die Luft nicht abschneiden und den Sauerstoff rauswringen musste. Oder weil man nicht nach fünf Minuten schon von irgendwelchen nackten Oberkörpern mit Fremdschweiss vollgesabbert wurde. Oder weil man zur Abwechslung mal Platz zum hotten hatte. Bis zu dem Moment, wo sich einer auf meinen Fuss setzte. Ein sagen wir mal… korpulenter… nein… umfangreicher… auch nicht… Hmm. Nein, es geht nicht anders, der war FETT. Tut mir leid, political correctness mal beiseite, der war einfach nur mit einem tierisch gigantischen Hintern gesegnet und platziert den GENAU auf meinem linken Fuss. Ich hab den dann mit Schwung wieder drunter hervor gezogen, was der irgendwie gar nicht so gemerkt hat. Wischte sich bloss den Hosenboden leicht ab. Also am ehesten war er mit dem Typen aus Austin-Powers-2 zu vergleichen. Der ganz ganz Grosse, der da vorkommt. Würg! Ein kleines Experiment konnte ich mir natürlich nicht verkneifen, nämlich rauszufinden was passiert, wenn man seinen Tanzstil etwas verändert und gaaanz zufällig jemanden tritt. Nichts! GAR nichts. Das Fett schlug nicht mal so starke Wellen, dass es bis zu ihm durchgedrungen wäre. Kein Wunder heisst es, Dicke seien gemütlicher, wenn gar nichts bis zu ihnen durchkommt. Und jetzt läster ich nicht mehr weiter und versuche meinen Fuss wieder auf eine normale Grösse zusammenzufalten.
Situation: Man ist beim Einkaufen und plötzlich aus heiterem Himmel und total unverhofft steht jemand vor einem (Ex-Freundin, ehemalige Mitschüler, Lehrer, verschollene Familienmitglieder, etc.) und grüsst mit den Worten „Heeeeey, dich hab‘ ich ja EWIG nicht gesehen!“ oder „Bist du das WIRKLICH?“ oder ähnlichem Schwall. Dabei kann es vorkommen, dass man umarmt wird, einen Knuff in den Oberarm bekommt, sich links-rechts Küsschen aufhaucht (in der Schweiz und Frankreich gibt es noch ein -links dazu), sich also mit Vertraulichkeiten bewirft, die man ansonsten grade mal seinem Lebensabschnittspartner oder sehr engen Freunden angedeihen lässt. Man hat dann zwei Möglichkeiten: einerseits könnte man sich freuen (selten) oder man verflucht sich, warum man ausgerechnet an diesem Tag Lust auf Bratkartoffeln hatte und jetzt vor eben diesem Regal und ebendieser Person stand (häufig). Man antwortet mit ähnlichen Floskeln und versucht das Ganze auf einer sachlichen distanzierten Ebene zu halten. Aber DANN wirft das Gegenüber den Killersatz in den Raum (ich überlege mir regelmässig, ob ich es jemals schaffen werde, diesen Satz ZUERST zu sagen und ob das überhaupt was bringen würde): „Gut siehst du aus.“ Das ist natürlich gelogen. Wer verzweifelt genug ist, regelmässig diese Seiten zu lesen, KANN einfach nicht gut aussehen (weibliche Gegenbeweise mit Bild an den Verfasser). Jetzt stehen wir unter Erwartungsdruck. Die Person gegenüber (im Weiteren der Einfachheit halber „Person“ genannt) macht jetzt nämlich Fishing-for-Compliments und erwartet einen Satz wie: „Du aber auch!“ Das ist ja nun wohl das LETZTE, das wir sagen wollen würden! Schliesslich hat sie einen fetten Arsch bekommen (geschieht ihr recht) oder er hat Haarausfall oder eine Wampe oder was auch immer (geschieht ihm auch alles recht) und sieht ganz bestimmt AUCH nicht gut aus. Also bietet sich als spontane Antwort an: „DU nicht!“ Ich kann mir vorstellen, dass da einige Gesichtszüge ganz sachte aber konsequent entgleisen würden. Oder: „Du auch, aber hattest du früher nicht Grösse 38?“ oder: „Was du nicht sagst!“ oder „Lüg mich nicht an, du SAU!“ (nach dem Genuss von Erdbeeren) oder alles andere, was uns gerade durch den Kopf schiesst und definitiv wahrheitsgetreuer wäre als das, was wir tatsächlich sagen: „Du aber auch, höhö“. Als ob das nicht genug wäre unterlegen wir es mimisch mit einem halbdebilen Grinsen. Dann betreibt man noch zehn Minuten lang active phrasing and floskeling und überlegt sich im Hinterkopf krampfhaft Taktiken, wie man möglichst schnell aus dieser Situation rauskommt, weil man mit der Person weder was trinken, noch essen, noch jemals wieder in der Öffentlichkeit gesehen werden will. Ich reisse mit Vorliebe meine Uhr hoch und sage „Oha, ich muss los, sonst verpass ich den Bus / Zug / etc.“ und mache einen Abgang. „Wir können ja telefonieren“ werfe ich noch in die Abschiedssequenz, mit dem bombensicheren Wissen im Kopf, dass keiner die Telefonnummer des anderen hat. Sollte das der Person auffallen, verschanze ich mich solange hinter den grossen Tierfuttersäcken, bis die Luft rein ist. Gemütlich steh ich dann wieder auf, dreh mich um und starre in ein Gesicht das sagt: „Heeeeey, dich hab‘ ich ja EWIG nicht gesehen! Gut siehst du aus!“