Das "Tage"-Buch historisch und hysterisch
Die ollen Krümel von früher
Ich kann es nicht lassen, ich muss erneut auf das Thema „Gedicht“ los. Schon früher habe ich mich dafür eingesetzt, dass man ein Gedicht nicht einfach hinschludert, sondern sich doch bitte Gedanken zu Melodie und Rhythmik machen soll. Sonst gibt es daraus nämlich gereimte Scheisse. Sehr beliebt ist dieses Genre bei Männern, die Frauen beeindrucken wollen.
Du bist schön wie ein Sonnenuntergang
Ich seh dich gerne an ganz lang
Deine Haare wehen im Wind
Weil sie ganz schön lang und ganz schön sind
Bisher noch alles klar. Das ist nicht nur schlecht, das ist zum Kotzen. Wenn eine Frau auf das reinfällt, dann beide ab zusammen in eine Tonne und endlagern. Das geht doch auch eleganter, vorausgesetzt, man gibt sich Mühe, nimmt sich Zeit und verwendet auch Zutaten aus dem erweiterten Wortschatz. Wörterbuch erlaubt.
Dein Gesicht im Sonnenglühen
Seh dich an, möcht dich berühren
Haar vom Wind zum Tanz geladen
Fliesst in glänzenden Kaskaden
In meinen Augen durchaus eine leichte Verbesserung. Der Aufbau und die korrekte Anzahl Silben alleine sind allerdings noch kein Garant für einen reimerischen Erfolg. Das folgende Beispiel passt zwar, ist aber trotzdem nicht ganz optimal.
Es war da einmal ein kleiner Mann
Der meldete sich bei Herzblatt an
Machte sich an eins der Mädels ran
Weil er Onanie nicht leiden kann
Nun sind das ja aber nur die Versionen mit jeweils zwei gereimten Zeilen, das ist mir schon klar, aber es muss ja einfach losgehen. An früherer Stelle kamen ja schon die 1-3 / 2-4 Reime dran. Ein Gedicht kann auch ohne Reim auskommen, das sieht dann so aus:
Sabbelnd von Kram
Keinen interessierend und ich mach es doch
Klug geschissen und mich für gut
Befunden
Sagen wir es anders, nicht alles, wo Lyrik drauf steht, ist auch Lyrik drin. Sondern ganz oft auch nur einfach ein Riesenmist. Dann gibt es allerdings ein Volk, die stellen eine ganz kuriose Regel auf und machen daraus eine dichterische Königsdisziplin: Japaner und ihre Haiku. Haikus. Fünf Silben, sieben Silben, fünf Silben. Hm, da muss sich doch was anstellen lassen.
Du geile Schnitte
Machst mich an wie scharfer Senf
So wild geritten
Zugegeben, das Muster passt, aber auch hier, ähnlich wie zu Anfang, lässt sich mit etwas feilen ein ganz anderer Effekt als eins aufs Maul erzielen. Schliesslich dichtet man unter Umständen nicht einfach nur zur persönlichen Belustigung, sondern um eine Saite in einem wohlgeformten Instrument zum Klingen zu bringen. Also…
Morgentau so zart
Hinter seiden‘ Tuch versteckt
Die Zunge benetzt
Na also. Ein bisschen Einsatz und das kommt hin. Geht doch.
also ich find die letzten drei zeilen schön…!
wobei ich jetzt lieber kühl benetzte füsse hätte… ich weiss warum ich lieber sneakers trage und so selten "edle" schuhe… :-S *blasenlassengrüsse* :-(