Ein Zombie hängt am Frühstückstisch

Schon morgens früh wandern kalte Schauer über meinen Rücken, die Nackenhaare stellen sich auf wie in einem kühlen Herbstwind. Wer einen Blick in die glasigen Augen geworfen hatte, der wusste was Leere ist. Sie erschienen einem wie die Fenster zu tiefen, in die Abgründe führenden Tunneln. Keines meiner Bücher erwähnte dies, nirgends wurde darauf hingewiesen, womit wir es hier zu tun haben würden. Armeen von Untoten gleich strömen sie jeden Tag und am Wochende sogar nachts durch die Strassen, rotten sich zusammen, tragen seltsam bunte Gewänder und stossen seltsame Geräusche aus. „Ey Man!“

Wären sie tatsächlich untot, so könnte man sie – so denn die Überlieferungen stimmen – enthaupten, doch sie sind am Leben. So scheint es zumindest, nehmen sie doch Nahrung zu sich. Die Art ihrer Nahrungsaufnahme allerdings rückt sie sehr Nahe an das Verhalten von Tieren oder Zombies, sie greifen ihr Essen, ihre Beute, plump mit den Händen, führen es zum Mund und vergraden das halbe Gesicht darin, als ob sie Gedärme aus einer Bauchdecke beissen wollten. Dabei grunzen sie ihre Artgenossen an, lassen Nahrungsstücke aus dem Mund fallen oder bewerfen sich gegenseitig damit. Möglicherweise gehört das zu den Vorgängen, die sie für ihre Verständigung oder ihr Sozialgefüge verwenden.

Weitere Erkenntnisse zu erhalten gestaltet sich als sehr schwierig, da man sich als Aussenstehender nur schwer vergegenwärtigen kann, was genau sich in einem solchen Rudel abspielt. Kommunikation als solches ist eine grosse Hürde, denn wenn Angehörige dieser Gattung angesprochen werden, reagieren sie in der Regel mit einem Aufrichten, dem Zurückziehen der Schulterpartie und dem Geräusch „Ey Alda, wasch los!“ Da das devolutionäre Fortschreiten dieser Entwicklung noch nicht sehr lange stattfindet, stecken entsprechende Forschungen noch in den Kinderschuhen. Das Sozialverhalten reduziert sich meistens auf rudelweises Schlurfen durch Innenstädte, das Gruppieren vor Gebäuden mit der Aufschrift H&M oder McDonalds.

Auffällig sind Männchen, die im Pulk auf der Lauer liegen und Weibchen hinterherpfeifen. Sollte dieses Vorgehen ausnahmsweise zum Erfolg führen, so bespringt das Männchen das Weibchen einmal und begibt sich wieder auf die Jagd. Angesichts des doch immer wieder vorkommenden Erfolgsfalles liegt die Vermutung nahe, dass die Weibchen im Gegensatz zu allen anderen Lebewesen in der Natur nicht die geringsten Ansprüche ans Männchen haben, ausser dass es cool ist. Dies scheint allerdings der ganzen Gattung ziemlich gleichgültig zu sein und so pflanzen sich diese Wesen auch weiter fort, ganz im Gegensatz zu Untoten, die keinerlei geschlechtliche Reproduktion ausüben. Aber es sind auch keine Zombies, es sind Teenies.

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