Das "Tage"-Buch historisch und hysterisch
Die ollen Krümel von früher
Verschiedene Erfahrungen in nicht ganz so weiter Vergangenheit in Kombination mit einer Werbeanzeige machten mich darauf aufmerksam, dass ein gewisses Mass an sprachlicher Aufklärung dringend nötig ist. Edeka als urdeutscher Laden schaltet in einem Rezeptmagazin eine Anzeige mit dem Titel „Tagliatelle, Prosciutto, Mortadella: So schön klingt Liebe auf Italienisch“. Leider ist es so, dass die meisten Deutschen ausser Mortadella nichts davon korrekt aussprechen können. Nicht so wie man es schreibt. Talljatelle. Proschuuto. In Berlin (möglicherweise noch in anderen barbarisch angehauchten Städten) wird Zucchini Zutschini gesprochen. Aber was will man denn, mit der eigenen Rechtschreibung nicht klar kommen und in jahrelangem Kampf möglicherweise reformieren, wie um Himmels willen soll man denn auch noch Fremdsprachen können?
Vielleicht weil man sich weniger zum Affen machen will? Weil es auch unkomplizierter geht? Wurstwarenfachverkäuferin. Noch länger geht’s nicht? Charcuterie. Scharggüterii. Das verleiht dem Sprecher auch gleich einen eleganteren und gepflegteren Touch (Tatsch). Die Abhebung zu Socken&Sandalenträgern, die ihren Bierbauch in Begleitung von einer sangriageschwängerten Erna über touristische Anlagen schubsen wäre doch angenehm. Sprache ist spannend, Sprache ist vielfältig, noch mehr Sprachen sind vielfältigerer. Der Vorteil in der Schweiz mit vier eigenen Sprachen plus Fremdeinfluss aus dem Englischen erweitert den Horizont enorm und wir haben eine Entschuldigung warum wir nicht Portmonä (oder was auch immer) schreiben müssen. Wenn man nämlich alles so schreibt wie man es spricht, dann viel Spass mit Dialekten.
Also einigen wir uns zumindest darauf, dass Lebensmittelsprachen in der Schule gelernt werden müssen. Ich möchte nicht beim Auswärtsessen konstant Messer in Rücken von Nebengästen stecken müssen, weil sie ein Schtiik bestellen statt eines Stäiiks. Oder Karpazzio. Oder Bagu-ettes. Oder Strazziadella. Oder Rössdi. Oder Gorgonntsola. Broccoli kann man auch ohne zwei K schreiben. Und warum eigentlich wird in Deutschland nicht Frischschmiere geschrieben statt Crème Fraîche, was ja keine Sau aussprechen kann. Willkommen zur Preisverleihung zu Miss und Mister Inkonsequenzia. Ein bisschen Mühe darf man sich geben, dann kommt man nämlich tatsächlich wieder in die Richtung der oben erwähnten Werbung.
Meine Freundin ist halbitalienisch angehaucht und wenn sie von Essen spricht, weiss ich nicht, ob ich hungrig oder geil werden soll. Oder beides. Essen ist etwas Schönes, Genussvolles, was leider verschiedene Leute nie schnallen werden, aber mögen die vom grossen bösen Cholesterin erschlagen werden. Es gibt mehr Gewürze als Salz und Maggi. Gesprochen Matschi, weil das verdammt nochmal italienisch ist! Auch Nichtglatzenträger müssten sich damit abfinden, dass in anderen Ländern andere Sprachen gesprochen werden und deutsch nicht Weltsprache ist. Da kämen inglisch oder esspannjoll der Sache näher. Pa-ella auf Mall-orka. Paejja auf Majjorgga. Es muss wie ein guter Gjianddi oder Riocha über die Dsunge rollen. Es klingt halt einfach besser als zum Beispiel Schmand. Was zur Hölle soll das eigentlich sein? Schmand. Das klingt für mich wie das dunkeleingesaute Restfett in einer Bratpfanne. Obwohl es mich nicht wundern würde bei so speziell nicht weiter erwähnten Personen, wenn die DAS zum Kochen verwenden würden. Lecker. Da lässt man sich doch gerne einladen. „Fettklops, Kartoffelbrei, Schweinehaxe: So schön klingt Liebe auf Deutsch“.
also wänd bim thema komischi wörter usem bereich ässe bisch, dänn gang mal uf österrich ;-)
was isch bitte schön "kren", "topfen", "weichsel" oder "obers"?! also mer händs dänn scho usegfunde, aber mer wür nie druf schlüsse das das meerrettich, quark, sauerkirschen und süesse schlagrahm isch oder?! ;-)
aber ich wet mi nöd beklage, han scho lang nüm so guet gässe wie in wien vor 2 wuche…! aber dasch wieder öpis anders *g*
köstlich!
auch wenn nicht voll und gänzlich und überall einverstanden.. und.. es ist ein weltweites problem. sag ich Ihnen.. haarsträubend, was die "koloradoer" oder kalifornier, beispielsweise, mit französischen oder italienischen lebensmittel-bezeichnungen anstellen.. Sie! das geht auf keine kuhhaut..
aber zum schluss noch eine kleine frage:
finden Sie
"rrrollmöpse"
etwa nicht sexy??
(-;
@ Miss T. Eriös: Ist doch alles ganz klar, stell dich nicht so an. Sonst frag ich dich, was Paradeiser, Fisolen, Karfiol und Kukuruzz sind :P
@ Herrn Flegel: Über die Fremdsprachenkenntnise der United States of Analphabetismus zu diskutieren wäre Eulen in den Rhein geschüttet. Und Möpse sind für mich nur auf EINE Art legitim und das ist nicht in Essig und Öl gelegt. Ich kann auch kein R rollen. :)
paradeiser weiss ich! das sind tomaten! (oder äpfel??)
aber dä rest… *g* bööö…
Bei diesem Thema lädt die Option "Senf dazugeben" ganz besonders herzlich ein *g …. aber es kommt heute nichts Nahrhaftes heraus. Persistierende Grüße aus Schweden