Das "Tage"-Buch historisch und hysterisch
Die ollen Krümel von früher
Noch vor ein paar Tagen fand in Zürich das Sechseläuten statt, diese eigentümliche Festivität, bei der viele alte Männer durch die Strassen wackeln, sich von Frauen Blumen überreichen lassen und am Ende Reiter um einen Scheiterhaufen hoppeln. Mit ihren Pferden natürlich. Bis hierhin klingt es fast wie eine ganz banale Hexenverbrennung, aber so sind wir ja seit Kurzem nicht mehr und wir verbrennen auf dem Holzhaufen einen Platzhalter des Winters. Im Kopf der Schneemannfigur steckt eine Sprengladung und dann kommt es darauf an, wie lange es dauert vom Anfackeln bis es ihm die Birne zerbolzt. Je länger es dauert, desto länger dauert der Winter noch an. Dies als Zusammenfassung für diejenigen, welche die Story aus früheren Jahren noch nicht kennen. Dieses Jahr dauerte es knapp achtzehn Minuten und bedeutet, nächstes Jahr verwenden wir auch ein Murmeltier wie in Punxsutawney, das brennt schneller ab, weil kleiner. Ach Quatsch, nehmen wir natürlich nicht, Murmeltiere gelten als Delikatesse und werden bestimmt nicht verbrannt. Nur gegrillt.
Achtzehn Minuten allerdings heisst, es bleibt noch einige Zeit kühl. Frisch. Fröstelig. Und alles nur, weil der blöde Böögg so lange nicht gefackelt hat. Böögg, so heisst der Mann aus Pappe. Böögg nennen wir aber auch etwas anderes, nämlich jenes, was Autofahrer, die sich unbeobachtet fühlen, aus ihren Nasen holen: Popel. Also eigentlich ist die Figur ein Riesenpopel und weil es ein Stadtzürcher Fest ist, sammeln das ganze jahr über alle Zürcherinnen und Zürcher… Nein… WAAAH! SICHER NICHT! Schweizer sind ja seltsam, aber SO nun doch nicht. In der Schweiz gibt es zwar auch Abonnementsdienste für Unterwäsche und Socken, aber im Gegensatz zu den Japanern sind die bei uns SAUBER und neu und nicht getragen. Geschäftstüchtig, aber nicht pervers. Pustekuchen.
Apropos: Was ist ein Pustekuchen? Ein künstliches Gebäck, das man mit der Aufblasefreundin teilt? Falsch. Ein Pustekuchen ist das, was Caramelita einem Geburtstagskind mit Liebe zubereitet, um diesem eine Freude zu bereiten. Und nicht nur diesem, schliesslich feiert man Geburtstag oftmals im Kreise guter Freunde, die es auch wahnsinnig geniessen, das Geburtselchen glücklich zu sehen, teilzuhaben an dem Moment, an dem ein Wunsch gedacht und die Kerzen ausgepustet werden, ja genau bis da hin, wo auch Caramelita es eine doofe Idee findet, eine mit Kerzen bestückte Torte oben mit Puderzucker zu decken. DAS ist ein Pustekuchen.
Im Freien pustet es vom Himmel eher kühl und auch nicht trocken, aber fast schon wieder weiss. Bienchen von zwei Gärten weiter wartet auch schon länger auf schönes Wetter. Sie hat sich auch fest vorgenommen, tatsächlich das vor Längerem von mir gespendete Kinderplanschbecken aufzupusten und sich dann ins Nass zu klatschen. Eine Palme steht ja im Garten schon. Um das Ferienfeeling zu optimieren, kann man mit Mamas Salzstreuer das Wasser leicht in Meeresnähe rücken. Vorschlag meinerseits: In der Zoohandlung eine Tüte dieser popeligen Neonfischchen kaufen und ins Bassin schmeissen. Fast wie echt. Allerdings kam dann der Einwand, das seien doch Süsswasserfische, die hätten bestimmt mit Salzwasser ein Problem. Ich kann jetzt nicht bestätigen, ob das korrekt ist, aber, und das ist das praktische, nach einer halben Stunde paddeln gehen die hops und man braucht kein schlechtes Gewissen haben, wenn man ihnen am Ende des Tages feierlich ein Seebegräbnis in der Kloschüssel organisiert. Für den Grill sind die nämlich zu klein. Und auf dem Feuer explodieren würden sie auch nicht.