Nordwicht

Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird, heisst es. Deshalb liess ich auch gezielt ein bisschen Zeit verstreichen, aber jetzt ist sie fällig: The Underrental! Von einem Freund (roger, Leser der Classix erinnern sich oder auch nicht) wurde sie mir zur Kultivierung uns Sozialisierung zugeschickt (à la Heidi, nur umgekehrte Richtung), denn schliesslich kommt sie ja aus Berlin und das sind anscheinend alles Meckerköppe. Na gut, fast. Immerhin habe ich aus der Familie wohl noch die Menschheitskompatibelste bekommen. Nicht die, deren erste Worte nicht „Mama“ oder „Papa“ waren, sondern „HABEN“. Aber eigentlich ist sie ja eine Liebe. Vor allem, wenn sie kocht. Ich kann mich irren, aber war es ursprünglich nicht angedacht, dass die Zutaten IN die Töpfe kommt?

Da geht dann schon auch mal eine SMS ein, die besagt „Hab mich eben als Koch versucht, ist aber in die Hose gegangen – kommt davon, wenn man keine Eier hat“. Seltsam, bei Biolek klappt das auch. An der konsequenten Weigerung, ein Kochbuch zur Hand zu nehmen, arbeiten wir in der Therapie noch. Vielleicht blieben dann… Oha… Ich manövrier mich wieder quer rein… Lapsus. Lapsusse? Lapsen? Oder besser Dilemmen? In unglückliche Umstände. Die nichts mit Schwangerschaft zu tun haben. Fisch mit Zitrone heisst: beträufeln. Nicht ersäufeln. Und es ist wichtig, dass man das ganze Wort liest und beachtet. Eine Lachsforelle ist eine Forelle und kein Lachs. Genauso wenig ist das nasse geschuppte Ding im Zoo ein Wels und keine Katze.

Apropos Zoo: Am Samstag war ich mit Caramelita bei IKEA, Couchtisch holen. Eigentlich wusste ich genau, was ich will, wo es steht und wie wir da hin kommen. Wenn wir denn erstmal bei IKEA DRIN gewesen wären. Samstags hatten diese Idee anlässlich beschissenen Wetters noch einige andere auch. Normalerweise bekommen wir immer sofort den besten Parkplatz. Da NICHT. Aber auch nur, weil wir gedacht haben, wir WOLLEN einen Platz. Denkfehler in der universellen Wunschplatzierungsabsicht. Sobald wir den Gedanken umgepolt hatten auf „wir BEKOMMEN einen Platz“, da hatten wir sofort ZWEI. Es hätte wohl auch gereicht, wenn nur einer dran gedacht hätte.

Wenn man schon mal da ist, warum nicht noch zu einem kurzen Abstecher zu MediaMarkt rüber, zwei Gehege sind immer besser als eines. Plötzlich höre ich vor mir eine Stimme sagen: „Boah, unglaublich, was für hässliche Menschen es gibt“. Ich drehe mich zur Sprecherin und denke: „STIMMT!“. Ihr Freund war auch nur unwesentlich noch viel hässlicher als sie. DIE beiden haben sich wirklich verdient. Nun musste mich natürlich Cara M. Elita noch auf deren Dame Bauch hinweisen. Wir ziehen zum wissenschaftlichen Vergleich eine Dörraprikose hinzu, vergrössern diese auf Bauchdeckengrösse und schiessen einen Nabel rein. Dann tunken wir ihren Bereiter nochmals kurz in die Motorenöltonne und voilà! Das ist die Art Mensch, die die Camembert-Ecken für bereits vorgespitzte Deo-Ecken halten. Muss man eigentlich vor der Reproduktion einen Test ablegen? Falls ja, bitte lasst die beiden durchfallen!

Da es nichts zu kaufen gab (alles unter 500 Franken ist gleich nichts), bewegten wir uns wieder dem ursprünglichen Ziel, dem schwedischen Fastfoodbemöbler zu. Zielgerichtet bahnten wir uns den Weg durch die zahl- und wortreichen Besucher, denn wir wussten ja noch was wie wo. Wir kamen sehr gut voran (ohne Meckern und Schubsen), nutzten Abkürzungen zwischen Tischen und schreckten auch nicht davor zurück, Hechtrollen über Betten zu springen, oder uns mit Bananen werfend von Lampe zu Lampe… Naja, fast. Aber es lief echt gut bis an einer engen Stelle so ein verdammter Sonntagseinkäufer mit seiner Trulla rumeierte. Darf man besoffen einkaufen? Noch schlimmer: Karierte Hemden mit selbstgetricktem Pullunder! Dafür wurde man früher ungefragt am nächsten BILLY-Regal (neu auch in hellerer Buchenoptik) aufgeknüpft!

Am Samstag lässt man in den Laden aber auch jedes Gesocks rein. Obwohl, da gibt es ja schon unter der Woche pferdebeschwanzte (oben hinten) Coolissimos, die ganz lässig für ihre beiden Tussinetten je einen Hot Dog holen wollten, weil die auch mal ein richtiges Würstchen sehen sollten. Dann aber zu doof sind, die Frage „Mit Getränk oder ohne?“ zu verstehen. Drei Mal. Oder samstags wiederum die Dame von Welt an der Expresskasse (logischerweise vor mir), die bei VIER Positionen FÜNF Minuten nachrechnen muss, ob man sie jetzt nicht doch wegen 50 Rappen beschissen hat. Dafür haben die ganz geile Wachmänner, die können mehr als nur doof rumstehen. Die haben eine Zusatzausbildung! Die dürfen die Einkaufswägelchen zusammenschieben! JAAA! Wir waren zutiefst beeindruckt. Da konnte man nicht meckern. Und DAS eben war ein Berliner Kompliment. Womit die Brücke wieder geschlagen wäre.

Aktuell im Ohr: Paul Haig – Chained